Minister Guttenberg rüstet die Bundeswehr in Afghanistan auf
Der Verteidigungsminister zieht Konsequenzen aus dem blutigen Karfreitag mit drei toten Soldaten.
Masar-i-Scharif. Angesichts der eskalierenden Gewalt rüstet die Bundeswehr im nordafghanischen Kundus auf: Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg kündigte am Mittwoch bei einem Truppenbesuch im deutschen Feldlager im nordafghanischen Masar-i-Scharif an, "so schnell wie möglich" zwei Panzerhaubitzen 2000 nach Kundus zu verlegen. Zudem sollen der Truppe dort Panzerabwehrraketen sowie zusätzliche Schützenpanzer vom Typ Marder zur Verfügung gestellt werden. "Das sind Grundvoraussetzungen, die geschaffen werden, um dem Auftrag dort auch gerecht zu werden", sagte der Minister.
Knapp zwei Wochen nach den schweren Kämpfen vom Karfreitag mit drei getöteten Soldaten stärkte der Verteidigungsminister den deutschen Soldaten demonstrativ den Rücken. "Mir ist wichtig, den Soldatinnen und Soldaten vor Ort zum einen deutlich zu machen, dass die politische Spitze hinter ihnen steht", sagte er. Zum anderen gehe es darum, der deutschen Öffentlichkeit klar zu machen, was der Einsatz in Afghanistan bedeute. Wichtig sei, "dass man den Soldaten vor Ort nicht vergisst, sondern dass man ihm Unterstützung gibt".
Nach dem Tod der drei deutschen Soldaten in Kundus ist die Zustimmung zum Afghanistan-Einsatz in der Bevölkerung laut einer Umfrage weiter gesunken. In einer gestern veröffentlichten Forsa-Erhebung im Auftrag des Magazins "Stern" sprachen sich 62 Prozent der Befragten für den Abzug der Bundeswehr aus. Es sei der höchste Wert, den das Institut bei dieser Frage bislang gemessen hat.
Guttenberg und Bundeskanzlerin Angela Merkel wiesen derweil SPD-Forderungen nach einem neuen Bundestags-Mandat für den Einsatz in Afghanistan zurück. SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte gesagt, wenn die Bundesregierung den Einsatz für einen "Krieg" halte, müsse sie ein neues Mandat beantragen. "Das Mandat ist auf die Realitäten entsprechend ausgerichtet", sagte Guttenberg. Er mahnte: "Was Begriffs-Differenzierungen anbelangt, so sollte man die nie auf dem Rücken der Soldaten austragen." Guttenberg hatte nach den schweren Gefechten vom Karfreitag von einem Krieg gesprochen.
Auch aus den USA droht neues Ungemach. Der Oberbefehlshaber der US- und Nato-Truppen in Afghanistan, Stanley McChrystal, will bei seinem in der kommenden Woche erwarteten Deutschland-Besuch laut einem Zeitungsbericht für eine gezieltere Kampfausbildung der Bundeswehrsoldaten in Afghanistan werben. McChrystal erwarte "einen wichtigen Beitrag" der Bundeswehr-Truppen bei der für den Sommer anstehenden Großoffensive US-amerikanischer Einheiten zusammen mit Nato-Truppen und der afghanischen Armee gegen die Taliban, berichtet die "Leipziger Volkszeitung". Außerdem sollten die Truppführer über Barmittel zur Unterstützung lokaler Wiederaufbau-Projekte verfügen können. dpa/AFP