Analyse: Holocaust-Leugner bleibt Prozess fern
Am Freitag beginnt in Regensburg das Gerichtsverfahren gegen Piusbruder Richard Williamson.
Regensburg. Es war nur ein kleines Interview, geführt in einem Dorfim Landkreis Regensburg mit einem bis dahin kaum bekanntenTraditionalistenbischof. Dennoch hat der schwedische Fernsehbeitrag diegesamte katholische Weltkirche vor etwas mehr als einem Jahr in einetiefe Krise gestürzt.
Denn Richard Williamson, Mitglied derPiusbruderschaft, bestreitet in dem Interview die systematischeErmordung der Juden in den Gaskammern der Nazis.
Der Beitrag wurdegenau zu dem Zeitpunkt ausgestrahlt, als der Papst der einstverstoßenen Piusbruderschaft die Hand reichte und die Exkommunikationdes Briten und der drei anderen Pius-Bischöfe aufhob. In der Folgemusste der Vatikan, wie aktuell beim Missbrauchsskandal, wochenlang dieWogen glätten.
Für die Holocaust-Leugnung soll Williamson nach deutschem Recht alsVolksverhetzer einen Strafbefehl erhalten, so will es die RegensburgerStaatsanwaltschaft. Williamsons Anwalt will dies verhindern, deswegenkommt es am Freitag - ausgerechnet am 83.Geburtstag von Benedikt XVI. - zumProzess vor dem Amtsgericht Regensburg. Williamson wird allerdingsnicht persönlich kommen, das hat sein Verteidiger Matthias Loßmannbereits angekündigt. Ob drei als Zeugen geladene schwedischeFernsehleute vor Gericht erscheinen, ist fraglich.
Die Regensburger Justiz bereitet sich dennoch auf ein riesigesMedieninteresse vor. Für die Verhandlung hat sich das Amtsgericht dengroßen Schwurgerichtssaal des Landgerichtes quasi ausgeliehen, eswerden bis zu 40 Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehsender aus dem In- undAusland erwartet. Gerade wegen des großen Interesses war es lange nichtausgeschlossen, dass Williamson die Bühne im Gerichtssaal nutzen underscheinen würde. Denn seine antisemitischen Aussagen in dem Interviewwaren kein Ausrutscher, Williamson fällt immer wieder durch aggressiveStatements auf.
Den Verantwortlichen der ultrakonservativen Bruderschaft ist derRummel um die Holocaust-Leugnung ihres ranghohen Geistlichenunangenehm, er ist hinderlich auf dem Annäherungskurs mit Rom. DerGeneralobere der Bruderschaft, Bischof Bernard Fellay, bezeichnete dieAussagen seinen Mitbruders als dessen private Meinung. DiePiusbruderschaft sei eine religiöse Gemeinschaft, keine politische.