Nordkorea sucht neuen Dialog mit dem Süden

Kurz nach dem Clinton-Besuch weckt Pjöngjang Hoffnung auf vorsichtige Annäherung an Seoul.

Seoul. Nach monatelangem Säbelrasseln und Kriegsdrohungen gegen Südkorea hat Nordkorea neue Hoffnungen auf eine Wiederannäherung der beiden Staaten geweckt. Die jetzt getroffene Vereinbarung Nordkoreas mit dem südkoreanischen Hyundai-Konzern über eine Erweiterung des Grenzverkehrs für Touristenbesuche und neue Familienzusammenführungen ist zwar noch kein direktes Dialogangebot an Südkorea. Doch ist die gemeinsame Erklärung ein Hinweis darauf, dass das Regime in Pjöngjang nach den Raketentests und einem zweiten Atomtest einen Schritt aus seiner weitgehenden Isolation unternehmen will.

Allerdings müsste Südkorea den Vereinbarungen zwischen Hyundai und Nordkorea erst noch zustimmen. Die Regierung in Seoul stellte trotz positiver Bewertung klar, dass sich an ihrer Nordkorea-Politik nichts ändern werde. Diese zielt auf eine Normalisierung der Beziehungen bei gleichzeitiger atomarer Abrüstung des Nachbarlandes.

Angesichts des stark abgekühlten Verhältnisses müssen bis zur Verwirklichung der Vereinbarungen noch große Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Doch einig sind sich Beobachter darin, dass die Absprachen der Vorsitzenden der Hyundai-Gruppe, Hyun Jeong Eun, mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il die Tür zum Dialog wieder öffnen könnten.

Die Einigung mit Hyundai folgte kurz nach der privaten Mission des früheren US-Präsidenten Bill Clinton in Pjöngjang. Dorthin war Clinton gereist, um zwei inhaftierte US-Journalistinnen freizubekommen. Die USA haben wiederholt bekräftigt, den Dialog mit Pjöngjang aufnehmen zu wollen. Bedingung ist allerdings, dass Nordkorea auf seine Nuklearwaffen verzichtet. So weit ging Nordkorea mit seinen Versöhnungsgesten aber bisher nicht.

An den Besuch von Clinton könnte Pjöngjang jetzt auch beim Besuch der Hyundai-Chefin angeknüpft haben. Auch Hyun war als Privatperson gereist. Offiziell wollte sie sich für die Freilassung eines festgehaltenen Mitarbeiters einsetzen. Doch die Regierung in Seoul dürfte in ihre weiteren Planungen eingeweiht gewesen sein.

Vor allem für Nordkorea würde die Wiederaufnahme der Tourismusprojekte große wirtschaftliche Bedeutung haben. Mit der Aussetzung der Reisen zum nordkoreanischen Kumgang-Gebirge und zur historischen Grenzstadt Kaesong blieben wichtige Geldströme aus. Darüber hinaus zeigte der internationale Druck auf Nordkorea wegen des Atomtests nach Ansicht Südkoreas zuletzt Wirkung. Gerade aber der Geldaspekt dürfte Seoul in ein Dilemma bringen, warnen Beobachter. Denn die Finanzsanktionen der UN sollen verhindern, dass Nordkorea weitere Devisen zur Finanzierung seines Atomprogramms einnimmt.