NSU-Prozess: Am Montag werden die Presseplätze verlost

München. Hunderte Anfragen sollen es sein. In dem neuen Akkreditierungsverfahren für den NSU-Prozess haben sich weit mehr Medien um einen Platz beworben als im ersten. Gut eine Woche vor dem neuen Starttermin für den Prozess entscheidet am Montag das Los über die Verteilung der 50 Presseplätze.

Dann will das Münchner Oberlandesgericht (OLG) auch die Zahl der Bewerbungen bekanntgeben.

Die Plätze sind ausgeklügelt nach Mediengruppen aufgeteilt, bei den ausländischen werden vier Sitze an türkische Medien vergeben. Diese waren im ersten Rennen leer ausgegangen, obwohl acht Opfer der dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) zugeschriebenen Morde türkische Wurzeln hatten.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird ein Notar die Ziehung vornehmen; der frühere SPD-Vorsitzende Hans-Jochen Vogel kontrolliert als Zeuge den korrekten Ablauf. Das Verfahren ist jedenfalls transparent. Aus der Kritik ist das Gericht damit nicht.

Nach der Empörung über das Fehlen türkischer Medien folgt nun etwa der Unmut der Tagespresse: Für rund 370 Zeitungen gibt es acht Plätze. „Damit macht das Oberlandesgericht München das Verfahren endgültig zur Farce“, schrieb die FAZ. „Willkommen bei der Münchner Presselotterie!“ Die Zeitung „Hürriyet“ fand, vier Plätze für türkische Medien seien noch zu wenig.

Am zentralen Problem ändert sich nämlich nichts: Der Saal A101 ist zu klein für den großen Andrang in dem spektakulären Verfahren, das zu den wichtigsten in der deutschen Nachkriegsgeschichte zählt. Neben den 50 Presseplätzen gibt es nur gut 50 Plätze für die übrige Öffentlichkeit.

Gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe läuft unterdessen ein weiteres Ermittlungsverfahren. Parallel zum Prozess ermittele die Staatsanwaltschaft Erfurt seit Anfang März gegen die 38-Jährige wegen des Anfangsverdachts eines „versuchten gemeinschaftlichen Tötungsdelikts“, sagte Staatsanwältin Anette Schmittter Hell. Zschäpe soll Silvester 1996 im Bahnhof Erfurt auf zwei Männer geschossen haben.