Obama in Berlin: Küsschen, Stadtbummel und eine Rede
US-Präsident Barack Obama absolviert in Berlin ein strammes Programm, abgeschirmt von den Bürgern — die Sicherheit geht vor.
Berlin. Nein, er eifert John F. Kennedy nicht nach. „Ich bin ein Berliner“, zitiert Barack Obama zwar seinen in der Stadt so verehrten Vorgänger. Doch der US-Präsident verzichtet bei seiner Rede vor dem Brandenburger Tor auf einen eigenen Satz in Deutsch.
Kein Auto fährt am Potsdamer Platz. Sicherheitskräfte achten penibel auf den Hoteleingang des „Ritz Carlton“, Scharfschützen liegen auf den Dächern. Während drei Kilometer entfernt im Schloss Bellevue noch die Blumen in den Farben der US-Flagge zurechtgerückt werden, beginnt der Tag für den Präsidenten im Ballsaal seines Hotels.
Dort treffen die Obamas mit Mitarbeitern der US-Botschaft und deren Familien zusammen. Kurz nach halb zehn verlässt die „First Family“ in getrennten Kolonnen das Hotel. Michelle bricht mit den Töchtern zu einer Besichtigungstour auf: Holocaust-Mahnmal, Brandenburger Tor, Checkpoint Charlie, Mauer-Museum. Kanzlerinnen-Gatte Joachim Sauer stößt dazu. Dann steht Einkaufen auf dem Programm, abends gehen die Töchter Sasha (12) und Malia (14) ins Kino.
Barack Obamas Tross fährt in Richtung Bellevue. Alle 30 Meter stehen Polizisten, Berliner sind nicht zu sehen. Volksnähe, wie 2008, als er noch als Kandidat auf Werbetour war, gibt es nicht. Die wenigen Bürger, die das Glück haben, dem Präsidenten zu begegnen, stehen da schon im Garten von Schloss Bellevue.
Es sind Kinder der John F. Kennedy-Schule in Berlin. Nach der Begrüßung bei Bundespräsident Joachim Gauck weht ein kleiner Jubelsturm durch den Schlosspark. Denn beide Präsidenten schütteln die Hände der Zwölfjährigen. Es werden Fotos gemacht mit Obama und Gauck, Arm in Arm.
Währenddessen darf niemand mehr zum abgeriegelten Amtssitz von Kanzlerin Angela Merkel. Nach der Ankunft begrüßen Merkel und Obama sich dort mit Küsschen. „Barack“, „Angela“, man duzt sich. Die früheren Verstimmungen sind Geschichte.
Afghanistan, Iran, Syrien, die Agenda ist lang. Ausführlich wird auch über das Ausspähen von Telefon- und Internetdaten des US-Geheimdienstes diskutiert. Obama betont, es gebe kein „beliebiges“ Abgreifen von Daten. Mindestens 50 terroristische Bedrohungen seien verhindert worden, einige auch in Deutschland.
Am Brandenburger Tor dürfen 4500 handverlesene Gäste Obamas Rede lauschen. Sein Auftritt bekommt etwas von einem Ereignis, weil viele anwesende Schüler wie bei einem Pop-Konzert kreischen. Erinnerungen an 2008 werden wach — Obama, Superstar. „Ich fühle mich so wohl hier, dass ich mein Jackett ausziehen werde“, begrüßt er die Menschen. Es folgt eine sehr grundsätzliche Rede. Zum Schluss sagt er: „Vielen Dank!“ Soviel Deutsch muss dann doch noch sein.