Peer Steinbrück wird von höchster Stelle öffentlich abgewatscht
Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano erteilt dem SPD-Kanzlerkandidaten Nachhilfe in Diplomatie.
Berlin. Die Zurechtweisung von höchster Stelle konnte kaum deutlicher ausfallen. „Es liegt auf der Hand, dass das nicht in Ordnung ist“, sagte Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano und zeigte sich damit über die Clown-Äußerungen von Peer Steinbrück gestern immer noch tief verärgert. Deshalb habe er das Treffen mit dem SPD-Kanzlerkandidaten absagen müssen.
„Jeder kann denken, was er will“, fügte der italienische Staatschef hinzu. Doch wenn man über ein befreundetes Land und den Ausgang von Wahlen dort rede, „dann muss man sehr ausgewogen sein in der eigenen Wortwahl“, erteilte der 87-Jährige dem SPD-Spitzenmann Nachhilfe in Diplomatie. „Und man muss sich wirklich an eine Regel der Mäßigung halten, was das Verhältnis zwischen zwei Ländern angeht.“
Auch der Bundespräsident ließ beim gemeinsamen Auftritt mit Napolitano durchblicken, was er über den verbalen Ausflug Steinbrücks in die italienische Politik denkt. Als Staatsoberhaupt kommentiere er so etwas zwar nicht, stellte Joachim Gauck klar, fügte aber hinzu: „Manches kommentiert sich auch von selbst.“
Die Hoffnungen der Sozialdemokraten, die neuen Ungeschicklichkeiten ihres Spitzenmanns schnell wieder unter den Teppich kehren zu können, hatten sich damit erst einmal erledigt. Denn auch die Reaktionen aus Italien fielen heftig aus. Rüpelhaftes Verhalten und Flegelhaftigkeit hielten italienische Blätter dem „deutschen König der Ausrutscher“ vor. Und einhellig wurde Napolitano für die Entscheidung gelobt, Steinbrück die Einladung zu entziehen.
Politiker von Schwarz-Gelb überboten sich gestern weiter mit Wortschöpfungen, um Steinbrück zu attackieren. FDP-Fraktionsvize Volker Wissing ernannte den SPD-Mann sogar zum „deutschen Peerlusconi“.
Eher überschaubar blieben die Verteidigungsversuche aus der SPD. Einem Kanzlerkandidaten müsse es gestattet sein, politische Vorgänge zu kommentieren, warb Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann um Verständnis: „Natürlich wird er als Bundeskanzler in solchen Dingen zurückhaltender sein.“
Doch nach der langen Pannenserie zweifeln inzwischen immer mehr Spitzensozialdemokraten daran, ob Steinbrück tatsächlich noch aus seinem anhaltenden Formtief herausfindet. Er könne nicht einfach noch Monate so weitermachen, heißt es besorgt.