Rheinbahn: Umgang mit agressiven Betrunkenen
Im Umgang mit aggressiven Betrunkenen ist Vorsicht geboten. Der Selbstschutz hat dabei oberste Priorität.
Düsseldorf. Eine Szene in der Düsseldorfer Rheinbahn am Mittwochabend. Die Straßenbahn ist fast leer, vier Fahrgäste freuen sich, bald zu Hause zu sein. Wäre da nicht der stark angetrunkene Mann, der die Mitreisenden anpöbelt. Erst als ein Fahrgast mit der Polizei droht, verschwindet er. Szenen wie diese sind keine Seltenheit im öffentlichen Raum, vor allem wenn Alkohol im Spiel ist. Doch wie verhalten sich Opfer und Zeugen bei Übergriffen richtig?
Die Rheinbahn rät, den Fahrer zu informieren. „Im ersten Wagen einer Bahn kann man den Fahrer direkt ansprechen, im zweiten Wagen per Notruftaste“, sagt Pressesprecherin Heike Schuster. Dieser kann dann Hilfe rufen.
Wem das zu lange dauert — etwa weil die Situation zu brenzlig wird — muss abwägen: „Nie selber in Gefahr bringen und abschätzen, ob man der Situation gewachsen ist“, sagt Frank Scheulen, Pressesprecher des Landeskriminalamts NRW.
Zwischen streitende Kinder können Dritte dazwischengehen, schon bei Jugendlichen werde es schwierig. „Man weiß nie, wie sich die Situation entwickelt und ob Waffen im Spiel sind.“ Körperliche Auseinandersetzungen rät Scheulen nur erfahrenen Kampfsportlern. „Versuchen sie nicht den Helden zu spielen. Besser ist es, eine Front von vier bis fünf Personen gegen den Täter zu bilden. „Auf der Suche nach Unterstützung hilft nur eine gezielte Ansprache“, sagt Scheulen. „Sie da in der roten Jacke, verständigen sie die Polizei“ sei besser als ein unbestimmter Hilferuf.
Auf keinen Fall sollten Hilfsmittel wie Pfefferspray verwendet werden. „Diese kann im Zweifelsfall keiner schnell und handhabungssicher benutzen“, sagt Scheulen. Es bestehe die Gefahr, dass der Täter weiter provoziert werde.
Wo es nicht möglich ist eine Gruppe von Unterstützern zu gewinnen, sollen Beteiligte oder Opfer die Polizei rufen und sich die Merkmale des Täters für eine spätere Beschreibung einprägen. Wichtig ist laut Scheulen auch die Körpersprache: „Eine breite Brust ist besser als der eingezogene Kopf.“ Dem Täter sollte auch auf Augenhöhe begegnet werden. „Weisen sie ihn freundlich und bestimmt auf den verstoß hin“, sagt Christian Otto, Deeskalationstrainer aus Düsseldorf. Dazu gehöre auch das Siezen. „Kritisiere nicht den Menschen, sondern seine Regelüberschreitung“, ist ein weiterer Tipp des Sozialpädagogen. Auch bei Obdachlosen und Drogenabhängigen helfe es, wenn man ihnen mit Respekt begegne. Mit etwas Rückendeckung sei es auch möglich, ein Opfer aus der Situation herauszuholen. „Gehen sie hin, sprechen sie das Opfer mit einem Namen an, auch wenn sie den Richtigen gar nicht kennen“, sagt Otto. Unter dem Vorwand, dem Opfer etwas zeigen oder sagen zu wollen, könne die brenzlige Situation aufgelöst werden.