Russische Twitterer nehmen Einfluss auf die Bundestagswahl

Russisch kontrollierte Konten des Online-Dienstes „Twitter“ versuchen im Vorfeld der Bundestagswahl offenbar, die öffentliche Meinung in Deutschland in ihrem Sinne zu beeinflussen. Das geht aus der Beobachtung von rund 500 Twitter-Konten hervor, die laut des German Marshall Funds (GMF) mit russischen Einflusskampagnen in Beziehung stehen sollen.

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Berlin. Russisch kontrollierte Konten des Online-Dienstes „Twitter“ versuchen im Vorfeld der Bundestagswahl offenbar, die öffentliche Meinung in Deutschland in ihrem Sinne zu beeinflussen. Das geht aus der Beobachtung von rund 500 Twitter-Konten hervor, die laut des German Marshall Funds (GMF) mit russischen Einflusskampagnen in Beziehung stehen sollen.

Der GMF, der vor 70 Jahren ein Programm zum Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg finanzierte, hat eine überparteiliche Allianz zur Sicherung der Demokratie (Alliance for Securing Democracy) gebildet, die auf einer Internet-Plattform sichtbar macht, was von der russischen Regierung kontrollierte Twitter-Konten und solche, die mit russischen Beeinflussungskampagnen zusammenhängen (sogenannte Bots und Trolle), im Netzwerk verbreiten.

Auch der deutsche Verfassungsschutz beobachtet neben Cyberattacken im Rahmen der Spionageabwehr inhaltliche Versuche, die deutsche Politik zu beeinflussen. Die GMF-Plattform macht nun jedoch erstmals in Echtzeit sichbar, wie die russische Einflussnahme in der täglichen Praxis abläuft. Der „Hashtag“ (#-Zeichen am Beginn eines Stichworts bei Twitter), den das mit Russland verknüpfte Einflussnetzwerk auf Twitter am heftigsten bewirbt, lautet „afd“. Auf Nummer zwei steht „btw17“ für Bundestagswahl 2017.

„Die Inhalte können, müssen aber nicht zwingend von russischen Regierungsagenten erstellt worden sein“, erklärt die GMF-Initiative dazu. Hauptsächlich verstärke das Twitterer-Netzwerk, das 18 000 und mehr Nachrichten pro Tag verschickt, opportunistisch solche Inhalte, die von Dritten ohne direkte Russland-Verbindungen ins Netz gestellt wurden. Unter den am häufigsten verbreiteten Internetadressen befinden sich solche von AfD-Unterstützern, rechtsradikalen Medienseiten — und die der russischen Propaganda-Kanäle RT und Sputnik.

Deutsche Sicherheitsbehörden beschäftigt bisher vor allem technische Sicherheitsseite. So empfahl das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik dem Bundeswahlleiter bereits im Frühjahr, die Übermittlung der Wahlergebnisse absichern. Bei gravierenden Angriffen untersuche man die Muster vergleichbarer Angriffe der Vergangenheit, so ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Freitag auf Anfrage unserer Zeitung: „Anhand solcher Analogien kann man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen, woher Angriffe stammen könnten — und diese Analogien legen nahe, dass ein Großteil der bekannt gewordenen Angriffe zumindest geographisch entweder aus Russland oder aus China kommen.“