#koelnhbf Sicherheitskonzepte für Karneval stehen auf dem Prüfstand
Nach den Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht werden in vielen Städten die Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen überprüft - besondere Sorge macht den Behörden der Karneval in den Hochburgen am Rhein.
Köln/Düsseldorf/Mainz. Übergriffe auf Frauen sind keine Besonderheit der Kölner Silvesternacht. Bei feucht-fröhlichen Volksfesten komme es häufig zu „alkoholbedingten Rohheitsdelikten“, sagte ein Sprecher der Mainzer Polizei der Deutschen Presse-Agentur. Täter gebe es in allen Gesellschaftsschichten und Bevölkerungsgruppen jeder Herkunft. Um sexuelle Belästigungen beim Karneval zu verhindern, stehen jetzt in vielen Städten die Sicherheitskonzepte auf dem Prüfstand.
In Nordrhein-Westfalen ist sich der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sicher, dass die Polizei ein funktionierendes Sicherheitskonzept für den Straßenkarneval hat. Der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte Plickert, er glaube nicht, dass sich Gewaltexzesse wie an Silvester im Kölner Karneval wiederholen würden. Dann werde die Polizei mehr Beamte einsetzen als bisher - und große Gruppen „proaktiv“ auflösen. „Frauen können sich ohne Sorgen in Köln bewegen“, sagte Plickert.
Auch die Jecken in Köln bleiben gelassen. „Mit Vertrauen auf die Sicherheitskräfte bereiten wir uns vor wie in jedem Jahr“, heißt es kurz und knapp beim Festkomitee Kölner Karneval. „Keinen Handlungsbedarf“ für verschärfte Maßnahmen sehen die Verantwortlichen im Comitee Düsseldorfer Carneval (CC). Sicherheitsvorkehrungen seien „Sache der Polizei und der örtlichen Behörden“, sagt CC-Präsident Michael Laumen.
Die Nachrichten zu den Übergriffen der Silvesternacht in der konkurrierenden Karnevalshochburg haben auch die „Fassnachter“ aus Mainz aufmerksam verfolgt, bleiben aber entspannt. „Klar nehmen wir das ernst“, sagt Michael Bonewitz vom Vorstand des Mainzer Carnevalsverein (MCV). „Aber wir dürfen jetzt nicht in Panik verfallen“, mahnt Bonewitz. Misstrauen und ständiges Vermuten von möglichen Gefahren seien falsche Ratgeber. „Wir dürfen uns den Spaß nicht nehmen lassen!“
Auch in ostdeutschen Städten wird der bevorstehende Karneval in diesem Jahr besonders sorgfältig vorbereitet. In Thüringen werde die Sicherheitslage geprüft und das Konzept angepasst, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Freitag. Es gebe aber keinen Hinweise auf konkrete Gefährdungen. Beim Faschingsumzug im vergangenen Jahr in Erfurt hatten nach Schätzungen bis zu 35 000 Schaulustige die Straßen gesäumt.
Bis zum Rosenmontag am 8. Februar stehen auch die Mainzer Veranstalter in engem Kontakt mit der Polizei. Es gebe nahezu tägliche Abstimmungen, um eine größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, erklärt Bonewitz. Anders als eine Silvesternacht könnten die Veranstaltungen zum Straßenkarneval besser vorbereitet und geplant werden. Die Vereine unterstützten die Polizei mit mehreren hundert eigenen Ordnern. „Wir vertrauen auf die Arbeit der Zugordner und der Polizei und tun alles, um ein schönes Fest zu ermöglichen.“
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) trifft in der kommenden Woche mit Innenminister Roger Lewentz (SPD) die Polizeipräsidenten des Landes, um sich über aktuelle Planungen der Polizei zu informieren. „Der Schutz vor Gewalt und Übergriffen hat bei den Sicherheitskonzepten der rheinland-pfälzischen Polizei für Großveranstaltungen höchste Priorität“, sagt Dreyer (SPD).
Lewentz will beim Rosenmontagszug in Mainz auf mobile Einsatzgruppen der Polizei zurückgreifen: „Sie ermöglichen ein schnelles und massives Einschreiten.“. Auch über Kameras an Polizeiuniformen denkt der rheinland-pfälzische Innenminister nach - sogenannte Body-Cams. Sie könnten „ein taktisches Instrument sein, um zunehmenden Übergriffen bei Großveranstaltungen zu begegnen“, sagt Lewentz.
Ob die aktuellen Ereignisse auch von den Büttenrednern aufgegriffen werden, kann jetzt noch niemand sagen. Aber in der Fastnacht hat es Tradition, dass die Spötter auf den Fastnachtssitzungen das aufgreifen, was die Menschen beschäftigt.