Stadtwerke sagen Multis den Kampf an
Die kommunalen Unternehmen steigen in den Poker um Konzessionen von Strom, Gas und Wasser ein.
Düsseldorf. Die Stadtwerke sehen in der gerade beschlossenen Energiewende eine große Chance und wollen nun die großen Versorgungsunternehmen attackieren. „Die Zukunft ist dezentral. Wir sehen große Chancen für uns auf dem Markt“, sagte Christian Becker, Chef der Aachener Stadtwerke und stellvertretender Chef des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU), unserer Zeitung.
Derzeit laufen in vielen Kommunen nach 20 Jahren die alten Konzessionsverträge über die Versorgung der Bürger mit Strom, Gas und Wasser aus. Diese Situation wollen die Kommunen und ihre Betriebe nun nutzen. Vor allem kleinere und mittelgroße Städte wollen sich von den großen Versorgern lösen, die etwa im Bereich Strom und Gas ein Quasi-Monopol hatten.
In dem Poker geht es um Milliarden. In den vergangenen Jahren wurden bundesweit 44 Stadtwerke neu gegründet. Viele Kommunen wollen nun aktiv auf dem Markt auftreten. In NRW denken 13 Städte an die Gründung neuer Stadtwerke, darunter mit Recklinghausen und Mettmann zwei Kreismetropolen. Bundesweit wurden schon mehr als 100 Konzessionen an Stadtwerke vergeben.
„Das wird noch mehr werden. Auf dem Markt sind gerade große Verschiebungen im Gange“, sagte Becker. Aktuell stehen in NRW acht Konzessionsentscheidungen an, bei denen Stadtwerke gute Chancen haben.
Für die großen Energiemultis, in NRW vor allem RWE und Eon, steht viel auf dem Spiel. Denn die Stadtwerke setzen immer mehr auf Stromerzeugung vor Ort: mit kleinen und mittleren Einheiten wie Blockheizkraftwerken, Konzepten wie Kraft-Wärme-Kopplung und vor allem auf den Ausbau erneuerbarer Energien. „Das ist ökonomisch und ökologisch sinnvoll“, so Becker.