TV-Duell: Kraft hat den Aufschlag, Rüttgers das letzte Wort
Die Herausforderin setzt ein optisches Signal, der Amtsinhaber gibt sich staatsmännisch.
Köln. Sie hatte den Aufschlag, er das letzte Wort: Das erste und einzige TV-Duell vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 9. Mai war bis ins Letzte von den beiden Lagern und dem Sender WDR geplant und ausgehandelt worden. Es sollte der emotionale Höhepunkt des Wahlkampfs werden. Die Erwartungen wurden durchaus erfüllt.
Hannelore Kraft setzte beim Aufeinandertreffen in der Kölner Vulkanhalle mit ihrem magentafarbenen Jacket ein erstes Ausrufezeichen - rein optisch. Rüttgers hingegen gab mit seiner dezenten blauen Krawatte und seinem dunklen Anzug den Staatsmann. Und den gab er zunächst auch mit seinen Argumenten: Griechenland müsse geholfen werden, auch wegen des Euro. "Aber die Banken müssen mitmachen", forderte Kraft.
Beide wirkten gut vorbereitet, die ersten Antworten kamen gut sortiert. Nach zehn Minuten - es ging um Änderungen bei der Hartz-Gesetzgebung - wandte sich die Herausforderin erstmals direkt an Rüttgers, versuchte die Attacke - schließlich entsprach dies ihrer Rolle. Rüttgers parierte, lieferte sich auch ein kleines Scharmützel mit Moderator Jörg Schönenborn, der zusammen mit Gabi Ludwig die Fragen stellte.
Die Sozialpolitik nahm einen breiten Raum ein - die Unterschiede in den Positionen wurden deutlich. Kraft trat für eine kostenlose Versorgung mit Kindertagesstätten-Plätzen ein, Rüttgers verwies auf die immense Steigerung bei den Betreuungszahlen unter der schwarz-gelben Landesregierung. Hier schlüpfte Rüttgers in die Rolle des Attackierenden, warf Kraft vor, die Arbeit in den Kitas zu verunglimpfen.
Klar wurde auch der programmatische Gegensatz in der Diskussion um das Schulsystem. "Ich will einen Schulkrieg verhindern", so Rüttgers, der das SPD-Modell einer Gemeinschaftsschule ablehnt. Kraft warb für ihren Vorschlag: "Die Gemeinschaftsschule beseitigt Chancenungerechtigkeit." Auffällig: Rüttgers versuchte, bei jedem Thema das letzte Wort zu haben - hier zeigte sich der Medienprofi.
Thema Koalitionen, seit Monaten der landespolitische Dauerbrenner: Rüttgers will mit der FDP. Kraft mit den Grünen, wohl nicht mit den Linken. Oder am Ende eine Große Koalition? Aber die Frage wurde nicht gestellt.