Berlin bremst bei Hilfen für Griechenland

Schäuble schließt ein Nein zur Milliarden-Spritze nicht aus. Athen braucht mehr Geld als bisher bekannt.

Berlin. In Berlin wächst das Unbehagen, das vor der Pleite stehende Griechenland könnte zum Fass ohne Boden werden. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bremste am Sonntag die Erwartungen auf schnelle Finanzhilfe der EU: "Die Tatsache, dass weder die EU noch die Bundesregierung bisher eine Entscheidung getroffen haben, bedeutet: Sie kann positiv wie negativ ausfallen", sagte er.

"Abhängig ist sie allein davon, ob Griechenland den jetzt eingeschlagenen strikten Sparkurs in den kommenden Jahren fortsetzt." Mit einer Entscheidung rechnet die Bundesregierung frühestens in einigen Tagen.

In der EU wachsen die Befürchtungen, dass Griechenland deutlich mehr Geld braucht als bisher bekannt. Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf die griechische Schuldenagentur berichtet, muss das Land allein bis Ende 2015 gut 140 Milliarden Euro für 33 fällig werdende Staatsanleihen auftreiben.

Dazu kämen nach Berechnungen des US-Ökonomen Carl Weinberg 90 Milliarden Euro an Zinsen. Das wiederum hieße, die Griechen müssten über Jahre ein Fünftel ihrer Wirtschaftsleistung für den Schuldendienst ausgeben. Zusammengenommen wären das in den nächsten fünf Jahren Verbindlichkeiten von 230 Milliarden Euro.

Griechenland rechnet derweil Anfang Mai mit den dringend benötigten Milliardenhilfen. Der griechische Finanzminister Papakonstantinou sagte, Deutschland sei komplett mit an Bord. Er sei überzeugt, dass die Gespräche rechtzeitig abgeschlossen werden. Die Euro-Länder wollen Athen allein 2010 mit bis zu 30 Milliarden Euro helfen. Deutschland trägt davon bis zu 8,4 Milliarden Euro.

Unterdessen forderte CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich, den Ausschluss Griechenlands aus der Europäischen Währungsunion zu prüfen. Ein solcher Schritt dürfe "nicht zum Tabu erklärt werden".