Meinung Viel Luft nach oben

Was haben marode Schultoiletten mit der UN-Kinderechtskonvention zu tun? Eine ganze Menge. Ist darin doch auch das Recht auf angemessene Lebensumstände verankert. Aber es geht eben noch um viel mehr, wie die aktuelle Untersuchung des Kinderhilfswerks zeigt.

Ein Kommentar von Stefan Vetter

Foto: k r o h n f o t o . d e



Nun kann man sicher nicht ernsthaft behaupten, dass sich in den letzten Jahrzehnten beim Kindeswohl gar nichts getan hätte. Der Kita-Ausbau kommt voran. Es gibt mehr Ganztagsschulen, und auch das gesetzlich verbriefte Recht auf gewaltfreie Erziehung hat sicher zu einer veränderten Einstellung der Gesellschaft gegenüber Kindern beigetragen. Das reicht jedoch nicht. Deutschland ist bekanntlich ein reiches Land. Nicht etwa der Mangel wird verwaltet wie an viel zu vielen Orten dieser Welt. Hierzulande wird darüber gestritten, wie die überschüssigen Steuermilliarden am besten unters Volk gebracht werden könnten. Umso erstaunlicher, ja alarmierender ist es, wenn fast ein Drittel der Kinder und Jugendlichen sagt, ihre Schule sei eine internet-freie Zone, wenn die überwiegende Mehrheit der Bürger zu dem Schluss kommt, gegen Kinderarmut werde politisch viel zu wenig getan. Damit liegt auf der Hand, wohin zusätzliches Geld fließen müsste.

Mancher mag die schon länger geführte Debatte über eine Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz als akademisch und abstrakt abtun. Fest steht aber, dass diese Rechte so deutlich mehr Gewicht bekämen. Auch Kommunen wären dann eher dazu angehalten, die Meinung von Eltern und Kindern zu berücksichtigen, wenn es etwa um die Einrichtung eines neuen Spielplatzes geht. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass in solchen Fällen auch die Eigenverantwortung stärker ausgeprägt wird. Spielplätze sind dann oft sauberer, weil sich Eltern selbst darum kümmern. So können allgemeine Rechte auch schnell konkret werden. Und genau darum muss es gerade beim Kindeswohl gehen.