Landesrechnungshof Viel zu wenig Unterricht an NRW-Schulen
Der größte Teil der öffentlichen Gymnasien und Realschulen erreicht nicht die Zahl der Pflichtstunden.
Düsseldorf. Wenn Schulen ihre Stundenpläne erstellen, müssen sie verbindliche Vorgaben des Landes beachten. So sind etwa die wöchentlichen Unterrichtsstunden vorgegeben, die in den Jahrgängen zu erteilen sind. Der Landesrechnungshof (LRH) hat in seinem am Mittwoch vorgestellten Jahresbericht dabei aber massive Unterrichtslücken aufgedeckt: 67 Prozent der Gymnasien und 76 Prozent der Realschulen erreichen demnach die in der Sekundarstufe I vorgeschriebene Gesamtstundenzahl nicht.
Die LRH-Kontrolleure haben sich die Schuljahre 2007/08 bis 2012/13 vorgeknöpft und die Stundenpläne aller 508 öffentlichen Gymnasien und 507 Realschulen ausgewertet. 32 Schulen bekamen zudem Besuch von den Prüfern. „Keine einzige hatte die Anzahl der in der Sekundarstufe I erteilten Stunden nachgehalten“, so die Bilanz. Die Sekundarstufe I der Gymnasien umfasst die Klassen fünf bis neun. Da liegen die Gesamtwochenstunden bei 163, mindestens bei 154. An den Realschulen umfasst die Stufe auch Klasse zehn. Dort sind 188, mindestens aber 179 Stunden vorgesehen.
Wie hoch die Anzahl der nichterteilten Stunden oder der finanzielle Schaden sei, kann der LRH nicht beziffern. Von Unterrichtsausfall könne man aber nicht sprechen, sagt LRH-Präsidentin Brigitte Mandt. „Was gar nicht erst eingeplant wurde, kann auch nicht ausfallen.“ Über Konsequenzen will Mandt nichts sagen, empfiehlt Schulleitern aber sehr, die Daten ihrer Behörde auszuwerten.
Das hat die Opposition bereits getan und sieht NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) in der Pflicht. „Sie kennt die Realität im Schulsystem nicht und versagt deshalb dabei, die Ressourcen passgenau einzusetzen“, findet der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Klaus Kaiser. „Der Ministerin fehlt offenkundig der politische Wille, den Unterrichtsausfall und die geplanten Unterrichtsstunden transparent zu messen.“