Von Selfies, Schafen und der Europawahl
Berlin (dpa). Europa hat gewählt. Rund 400 Millionen Menschen warenin 28 EU-Ländern zur Wahl aufgerufen. Splitter zur Wahl:WAHL-SELFIES: „Gehen Sie wählen und fotografieren Sie sich dabei!
“ Mit Selfies von der Stimmabgabe wollte die slowakische Tageszeitung „Sme“ die traditionell miserable Beteiligung der Slowaken bei der Europawahl steigern. Geklappt hat die Aktion nun ganz und gar nicht: Das Land unterbot mit einer Wahlbeteiligung von 13 Prozent seinen eigenen Negativrekord aus dem Jahr 2004. Damals wählten zumindest 17 Prozent der Stimmberechtigten.
SCHAFE: Einen größeren Erfolg bei der Wahl feierte ein Video des Europaparlaments. Verschiedene Charaktere erzählen in dem zweiminütigen Clip „And then came a lot of sheep“ die Geschichte eines jungen Mannes nach, der zum ersten Mal an einer Wahl teilnimmt. Der Urnengang artet ziemlich aus - bis eine riesige Schafherde den Mann über den Haufen rennt. Auf Youtube wurde das Video mehr als 2,3 Millionen Mal angeschaut.
TWITTER: Die Europawahl 2014 spielte sich zu einem großen Teil auch in den sozialen Netzwerken ab. Unter dem Hashtag #ep2014 verschickten Twitternutzer in der Woche vor der Wahl und bis bis in die Wahlnacht hinein mehr als eine Million Tweets. Laut Nachrichtenblog des Europaparlaments wurden zu Spitzenzeiten 600 Kurznachrichten pro Minute abgesetzt. Auch die europaweiten Spitzenkandidaten meldeten sich im Wahlkampffinale immer häufiger per Twitter zu Wort. Spitzenreiter unter ihnen: Martin Schulz (bzw. sein Team) mit 216 Tweets. Jean-Claude Juncker kommt auf 130 Beiträge.
BELGISCHER KÖNIG: Zum ersten Mal seit 20 Jahren hat der frühere belgische König Albert II. an einer Wahl teilgenommen. Gemeinsam mit seiner Frau Paola gab er nach Angaben des Nachrichtenblogs der Europaparlaments im Norden von Brüssel seine Stimme ab. Albert II. war seit 1993 König seines Landes und durfte deshalb nach Angaben des Blogs nicht wählen. Nach der Übergabe seiner Macht an seinen Sohn Philippe ist Albert II. nun nach zwei Jahrzehnten Abstinenz zurück an der Wahlurne.
HEIMAT I: Während der Sohnemann erfolgreich einen Parlamentssitz in Europa errang, machte sich die Mutter von AfD-Frontmann Bernd Lucke in Haan für einen Platz im Stadtrat stark. Gisela Lucke kandidierte bei den Kommunalwahlen in der knapp 30 000 Einwohner zählenden Stadt für den Stadtrat - selbstverständlich für die AfD.
HEIMAT II: Bei der Europawahl in Martin Schulz' Heimatstadt Würselen bei Aachen holte die SPD nach Angaben der Stadt 51,6 Prozent, die CDU 28,4 Prozent. Schulz, jetzt Spitzenkandidat der SPD, war von 1987 bis 1998 Bürgermeister von Würselen. 2009 hatte die SPD bei der Europawahl in Würselen 37,3 Prozent erreicht.
TABLETS: Wahlzettel waren in einem Athener Wahllokal absolut out: Stattdessen konnten die Wähler dank eines Pilotprogramms digital ihre Stimmen abgeben. In dem Wahllokal lagen Tablet-PCs aus. Die meisten griechischen Wahlgänger nutzten allerdings weiter die Papierform. Auch Wahlgewinner Alexis Tsipras und andere Politiker kamen mit einem klassischen Wahlzettel in der Hand aus der Wahlkabine.
DOPPELT HÄLT BESSER: Das hat sich „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo gedacht - und bei der Europawahl gleich zweimal gewählt. „Einmal gestern im italienischen Konsulat und einmal heute in einer Hamburger Grundschule“, verriet er am Sonntagabend in der Talkrunde von Günther Jauch in der ARD. Di Lorenzo hat einen deutschen und einen italienischen Pass. Doppelte Stimmabgabe ist laut Europawahlgesetz nicht erlaubt. „Ins Gefängnis müssen Sie deshalb nicht“, sagte Diskussionsteilnehmer Wolfgang Schäuble (CDU).