Telekom im Kampfmodus

Konzern hält trotz heftiger Kritik an Tempo-Bremse für das Surfen im Festnetz fest.

Berlin. Nach dem Schock mit der Tempo-Bremse hat Telekom-Chef René Obermann (Foto) die Aufmerksamkeit der Kunden sicher. Seit Jahren klagt die Telekommunikations-Industrie über hohe Kosten für den Ausbau der Breitbandnetze, sinkende Erlöse und eine aus ihrer Sicht zu rigorose Regulierung aus Brüssel.

Die Ankündigung von Daten-Obergrenzen auch im Festnetz ist der nächste Eskalationsschritt in einem jahrelangen Tauziehen zwischen Telekom, Aufsehern und Politikern — nur dass diesmal Verbraucher zur Kasse geben werden sollen.

Und die sind alles andere als begeistert. Online-Foren sind voll empörter Kommentare. Eine Internet-Petition gegen die Pläne fand bereits mehr als 100 000 Unterstützer. Beim Internet-Kurznachrichtendienst Twitter hat der Satire-Account „@drosselkom“ mehr als 6000 Abonnenten.

Die Scherze schlagen alle in die gleiche Kerbe: „Halten Sie sich bitte an die Netzöffnungszeiten und hören sofort auf, über den Tatort zu twittern! Das sprengt uns die Leitungen!“. Alte Feindbilder leben auf: Die Erinnerung an die Zeiten, da die Telekom als behäbiger Service-Dinosaurier galt, ist noch frisch.

Der scheidende Telekom-Chef René Obermann stößt jetzt die Kunden im wichtigen Heimatmarkt vor den Kopf. „Die Alternative wäre eine Preiserhöhung für alle Kunden, die in unseren Augen weder klug noch gerecht wäre“, schrieb Obermann in einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP).

Sein Argument: Die überwiegende Mehrheit der Kunden werde keinen Unterschied merken. Erstens gelte die Daten-Kappung nur für neue Verträge. Außerdem sei das Datenvolumen der meisten Kunden drastisch niedriger als die angekündigten Obergrenzen. „Nach heutigem Stand wären von dieser Preisänderung nur drei Prozent der Kunden betroffen.“ Die Tempo-Bremse soll aber nicht sofort in Kraft treten, sondern erst 2016.

Das sind drei Jahre — in der Internet-Zeitrechnung eine kleine Ewigkeit. Onlinevideos oder Musikstreaming, bei denen besonders viele Datenpakete durchs Netz flitzen, sind auf dem Vormarsch. Genau dieses explodierende Datenvolumen nennt auch die Telekom als zentralen Grund für den Bedarf an leistungsstärkeren Netzen. Ob es 2016 immer noch nur drei Prozent der Kunden sind, die an den Telekom-Obergrenzen kratzen, sei also dahingestellt.