Bachelor-Studenten sind erschöpft und gestresst
Berlin (dpa/tmn) - Bachelor-Studenten macht ihr Studium größtenteils Spaß - gleichzeitig stresst es sie aber auch. Das Studium ähnelt immer mehr der späteren Arbeitswelt. Als Oase der Selbstfindung hat es ausgedient.
Fast die Hälfte aller Bachelorstudenten (47 Prozent) kämpft mit Erschöpfung und dem Gefühl der Überforderung. Das hat eine Umfrage des HIS-Instituts für Hochschulforschung unter 4087 Studenten ergeben, die vom Deutschen Studentenwerk (DSW) in Auftrag gegeben wurde. Das Stressniveau ist noch höher: 68 Prozent der Befragten gaben an, das Studium stresse sie. Mit Stress verbinden die meisten der befragten Studenten Zeitnot und Leistungsdruck.
Zusätzlich belastend sind die finanzielle Situation und die Anforderungen durch einen Nebenjob: Je 41 Prozent bereiten diese Faktoren Sorgen. Trotz des Stresses macht der Mehrheit der Befragten (70 Prozent) das Studium Spaß. Fast zwei Drittel (61 Prozent) sind überzeugt, die Probleme selbst bewältigen zu können.
„Der Druck nimmt zu, man hat ein hohes Stressniveau - gleichzeitig schafft man es aber auch“, sagt Stefan Grob vom DSW über die Ergebnisse. Für ihn liefern die aktuellen Zahlen ein differenzierteres Ergebnis als frühere Studien. In ihnen habe man das Gefühl gehabt, der Bachelor per se mache psychisch krank, sagt Grob. Die aktuellen Ergebnisse liegen nun irgendwo in der Mitte: „Es ist nicht alles schlecht oder alles gut“.
Die Leistungsanforderungen der Gesellschaft seien längst im Studium angekommen, erläutert Grob. „Das Studium ist keine Oase der Selbstfindung mehr.“ Wirtschaft, Studium und Arbeitsleben gleichen sich zunehmend an, das Studium sei jetzt ähnlich wie später der Job, „wo man eine hohe Stressresistenz haben muss.“
Grob rät Studenten, eine gute Study-Life-Balance zu finden. Wenn sie der Stress im Studium beeinträchtige, sie zum Beispiel dauerhaft müde sind, sollten sie Gebrauch von Beratungsangeboten machen. Meist bieten Hochschule, Studentenwerk und Asta solche Beratungen an.
Laut der Studie haben 38 Prozent der Studenten schon einmal eine Beratung zu einem sozialen oder psychosozialen Problem in Anspruch genommen. 49 Prozent können sich vorstellen, in Zukunft zum Thema Lern- oder Leistungsstörungen zur Beratung zu gehen, 47 Prozent würden sich zu Studienabschlussproblemen beraten lassen.
„Wenn das Einhalten der Regelstudienzeit mich so belastet, dann muss ich eine gewisse Gelassenheit entwickeln“, sagt Grob - und ein oder zwei Semester dranhängen. In dem Fall müssten sich Studenten vom Fetisch der Regelstudienzeit freimachen. Die Personaler in Unternehmen schauten nicht nur auf die Studiendauer, beruhigt Grob.