Bei cholerischen Chefs ist Demut verkehrt
Stuttgart (dpa/tmn) - Für Mitarbeiter ist es die Hölle, wenn Vorgesetzte ausrasten. Sich gegen die Wutanfälle zu wehren, trauen sich viele aber nicht. Sie fürchten, dass die Situation dann eskaliert.
Das sei aber genau die falsche Strategie, sagen Experten.
Ist der Vorgesetzte ein Choleriker, bringt es nichts, möglichst angepasst und demütig zu sein. „Nichts zu sagen und die Wutanfälle still zu ertragen, macht die Situation eher noch schlimmer“, warnt die Karriereberaterin Eva Heymann. Die Launen würden im Zweifel immer extremer - der Mitarbeiter verliert nach und nach jedes Selbstwertgefühl. Doch wie richtig reagieren?
In der Situation selbst sei es zunächst wichtig, sich kurz zu sammeln, sagt die Expertin. Mitarbeiter sollten sich ein paar Sekunden Zeit geben, um zu realisieren: „Was passiert hier überhaupt?“ Dann antworten sie am besten betont sachlich und ruhig. Im besten Fall merkt der Vorgesetzte, dass er sich im Ton vergriffen hat.
Ändert das nichts, und der Chef spricht deutlich lauter als normal und wird beleidigend, ist eine sachliche Diskussion kaum möglich. Dann sollten Mitarbeiter ruhig sagen: „Wir können über alles reden, aber nicht in diesem Ton“, erklärt Heymann. Das erfordere zwar Mut - doch häufig verbessere nur eine klare Ansage die Situation.
Nach dem Ausraster ist es an vielen Arbeitsplätzen üblich, den Vorfall totzuschweigen und weiterzumachen wie bisher. Das ist zwar verständlich. Es führe aber auch dazu, dass sich nichts ändert. Heymann rät, in den darauffolgenden Tagen in einer ruhigen Minute das Gespräch zu suchen. Dann könnten Beschäftigte noch einmal sagen, dass sie das Verhalten nicht in Ordnung fanden. Das vermittle dem Vorgesetzten auch noch einmal den Eindruck: „Hoppla, der Mitarbeiter wehrt sich.“ In der Folge zügele er sich beim nächsten Mal.