Duale Studiengänge eignen sich nicht für jeden

Stuttgart (dpa/tmn) - Duale Studiengänge sind im Trend - aber sie eignen sich nicht für jeden. Denn es verlangt Hochschülern einiges ab, parallel zum Studium eine Berufsausbildung oder Praxisphasen in einem Betrieb zu absolvieren.

„Das ist natürlich auch eine Doppelbelastung, da muss man entsprechend leistungsbereit sein“, sagte Andreas Pieper vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) auf der Bildungsmesse Didacta (23. bis 26. Februar) in Stuttgart. Angehende Studenten sollten sich daher gut überlegen, ob sie diesem Stress gewachsen sind.

Duale Studiengänge boomen in Deutschland derzeit - das Angebot an dieser Art von Ausbildungen ist in jüngster Zeit deutlich gewachsen. So lag ihre Zahl im April 2010 bei 776 - das waren 12,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das BIBB ermittelt hat. „Und dieser Trend wird voraussichtlich weiter anhalten“, sagte Pieper. Auch die Zahl der Studenten in entsprechenden Ausbildungen sei im selben Zeitraum um mehr als 6 Prozent auf insgesamt 50 764 gestiegen.

Es gebe inzwischen sogar Modelle, in denen sich drei Abschlüsse parallel erwerben lassen: „Da macht man in fünf Jahren einen Bachelor, eine Ausbildung und einen Meister“, erklärte Pieper. „Das ist aber wirklich nichts für jedermann.“

Die Vorteile solcher Kombi-Lösungen lägen allerdings auf der Hand: „Viele Studenten wollen ja mehr Praxisbezug, daher ergänzt sich das gut“, sagte Pieper. Machen Studenten nebenher eine Berufsausbildung, erhielten sie auch eine Vergütung. Sie seien also finanziell ein wenig abgesichert und könnten sich eher in Ruhe dem Studium widmen. Außerdem bekämen Studenten dadurch gleich Unternehmenskontakte, die beim Berufseinstieg nützlich sein können.

Eine solche Ausbildung im Doppelpack sei auch seitens der Betriebe gern gesehen: „Viele Betriebe kritisieren ja, dass reine Akademiker zu wenig Praxisbezug haben. Das ist also eine klassische Win-win-Situation.“ Ein Nachteil sei allerdings, dass Absolventen in dualen Studiengängen manchmal zunächst an ein Unternehmen gebunden sind: Einige Betriebe verlangten als Gegenleistung für ihre Kooperation zum Beispiel, dass die Absolventen ein Jahr lang bei ihnen arbeiten.