Eins nach dem anderen: Multitasking nicht effektiv
Berlin (dpa/tmn) - Drei Dinge auf einmal erledigen? Für Computer kein Problem: Per Knopfdruck prüfen sie Texte auf Fehler, sortieren E-Mails und rechnen nebenbei Spesen zusammen. Der Mensch ist für solches Multitasking leider zu blöd.
Das beherzigen Berufstätige besser.
Das Telefon klingelt, das E-Mail-Programm meldet neue Post, und dann kommt auch noch der Chef um die Ecke. Im Büro prasseln nicht selten Dutzende von Dingen auf einmal auf Mitarbeiter ein. Einfach mal in Ruhe arbeiten? Keine Chance. Stattdessen heißt es: Der moderne Mitarbeiter muss eben Multitasking beherrschen. Das schminken sich Beschäftigte aber besser ab. Denn es bringt nichts als Ärger, wenn sie versuchen, alles auf einmal zu machen. Die richtige Devise beim Arbeiten lautet: immer schön der Reihe nach.
So dürfen Beschäftigte nicht glauben, dass sie mehr in der gleichen Zeit schaffen, wenn sie mehrere Dinge gleichzeitig erledigen. „Das ist eine Milchmädchenrechnung“, sagt Prof. Dirk Windemuth vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) in Berlin. Denn der Mensch sei für Multitasking einfach nicht geschaffen. Computer haben heute oft vier Prozessorkerne, um mehrere Befehle parallel ausführen zu können. Das Gehirn sei dagegen auf Monotasking ausgelegt und müsse immer zwischen zwei Sachen hin- und herspringen - das kostet Zeit.
Das Jonglieren mit Aufgaben ist daher nicht effektiv: Wer mehrere Aufgaben gleichzeitig angeht, brauche länger, mache mehr Fehler und handele sich mehr Stress ein, erklärt Windemuth. So sinkt die Leistung unter dem Strich. „Man wird schlechter, und die Konzentration lässt nach.“ Die Gefahr sei, dass Mitarbeiter unaufmerksam werden, wenn sie etwa ein Telefonat nebenbei führen. Das kann dazu führen, dass sie hinterher nachfragen und Missverständnisse ausbügeln müssen.
Wer an einer Präsentation arbeitet und nebenher versucht, E-Mails zu beantworten, brauche außerdem länger als jemand, der beides nacheinander macht, sagt Windemuth. Gerade wenn ein Mitarbeiter mitten im Konzept für die Präsentation steckt, sind solche Unterbrechungen Gift für seine Überlegungen. Wird er dann aus der Arbeit herausgerissen, braucht er eine Weile, um wieder hineinzukommen, erklärt die Psychologin Anja Baethge von der Universität Leipzig. Denn später steht er vor der Frage: „Wo war ich gerade?“
Der Stresspegel steigt beim Multitasking zudem, weil Mitarbeiter einen höheren Zeitdruck empfinden, wenn sich immer mehr Aufgaben auf ihrem Schreibtisch stapeln, erläutert Baethge, die für die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) eine Studie zum Thema Multitasking verfasst hat. Hinzu komme die wachsende Informationsflut im Berufsleben, ergänzt Windemuth. Denn durch Handy, E-Mails, Messenger und soziale Netzwerke wie Facebook seien Berufstätige heute ständig auf etlichen Kanälen erreichbar. Dadurch müssen sie immer mehr Dinge gleichzeitig im Blick haben.
Damit die Arbeit nicht darunter leidet, müssen Berufstätige versuchen, Ablenkungen zu vermeiden. Dazu hilft es zum Beispiel, die Benachrichtigungen für neue E-Mails am PC auszuschalten, rät Windemuth. Statt jede neue Nachricht gleich anzuklicken, gehen Berufstätige den Posteingang besser drei- bis fünfmal am Tag am Stück durch. Hilfreich sei es auch, wenn Kollegen sich im Wechsel eine „stille Stunde“ gestatten. „In der Zeit übernimmt der andere dann das Telefon, damit man sich auf eine längere Aufgabe konzentrieren kann.“
Wichtig ist auch, richtig mit Unterbrechungen umzugehen. So sollten Beschäftigte versuchen, wenigstens ein Etappenziel zu Ende zu bringen, damit sie später schnell wieder an ihre Arbeit anknüpfen können, rät Anja Baethge. Sofort alles stehen und liegen zu lassen, ist die falsche Reaktion, wenn man nicht gerade Notarzt ist. „Sie schreiben also besser noch schnell den Satz zu Ende, bevor Sie ans Telefon gehen.“ Sonst ist die gute Idee hinterher womöglich weg.