„Generation Praktikum“: Viel Arbeit, wenig Geld
Berlin (dpa) - Die Hoffnung vieler Hochschulabsolventen auf einen raschen Berufseinstieg in einen gut dotierten Job bleibt meist unerfüllt: Das zeigt eine neue Studie über die „Generation Praktikum“.
Fair sei das nicht, sagt der DGB und fordert Abhilfe.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat die andauernde Ausbeutung vieler Hochschulabsolventen als billige Praktikanten angeprangert. Vier von fünf leisteten dabei vollwertige Arbeit in den Betrieben, drei von vier seien fest in Arbeitsabläufe eingebunden, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock am Mittwoch in Berlin. Sie bezog sich dabei auf eine neue, allerdings nicht repräsentative Studie „Generation Praktikum 2011“ der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Der DGB lehnt Praktika nach dem Studienabschluss grundsätzlich ab und fordert, den „Missbrauch“ qualifizierter Hochschulabsolventen zu beenden - auch vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels. Allerdings gibt es auch positive Trends: So ging der Anteil unbezahlter Praktika laut Studie seit 2007 von 45 Prozent auf 40 Prozent zurück. Zugleich nahm aber auch die Bezahlung ab, von durchschnittlich 599 auf 551 Euro. An der Umfrage beteiligten sich 674 Hochschulabsolventen der Unis Hamburg, Rostock, Köln und der FU Berlin.
Sehrbrock kritisierte, dass 28 Prozent der Befragten nach dem Studium erst einmal ein Praktikum oder Volontariat absolvierten. Dies sei die „häufigste Beschäftigungsform“. 27 landeten in befristeten Beschäftigungsverhältnissen und nur 19 Prozent - also noch nicht einmal jeder Fünfte - erhielten einen unbefristeten Arbeitsvertrag. 38 Prozent durchliefen in den ersten dreieinhalb Jahren nach Studienende mindestens ein Praktikum oder eine vergleichbare Beschäftigung.
Die Hoffnung vieler Hochschulabsolventen, über ein Praktikum den raschen Einstieg ins Berufsleben zu finden, erfüllt sich der Studie zufolge nur für eine Minderheit: Nur 22 Prozent berichteten von einem Übernahmeangebot der Firma, 17 Prozent nahmen es an.
Für DGB-Bundesjugendsekretär René Rudolf steht „das Phänomen "Praktika nach Studienabschluss" im Kontext einer zunehmenden Prekarisierung des Arbeitsmarktes insgesamt“. Sie sei gekennzeichnet durch Abbau unbefristeter Vollzeitstellen bei gleichzeitiger Expansion von befristeter und geringfügiger Beschäftigung, Teilzeitarbeit, Leiharbeit, Praktika und Scheinselbstständigkeit.
Sehrbrock forderte Unternehmen und Verwaltungen auf, den Hochschulabgängern endlich tariflich bezahlte Arbeitsverhältnisse oder Berufseinstiegsprogramme anzubieten. Die Studie habe deutlich gemacht, dass der Missbrauch von Praktika nicht länger hinnehmbare Auswüchse angenommen habe. „Es hat sich wenig verbessert“, sagte sie. Praktika seien ein Lern- und kein Beschäftigungsverhältnis. Dies müsse auch gesetzlich klargestellt werden. Für Praktika forderte sie eine Mindestvergütung von 300 Euro pro Monat.