Immer mehr Studenten suchen psychologische Beratung
Berlin (dpa/tmn) - Immer mehr Studenten suchen Hilfe bei den Studentenwerken wegen Problemen wie Prüfungsangst und Lernstress. Der Zeitdruck durch das Bachelor-Master-System ist einer der Gründe dafür, aber nicht der einzige.
2010 haben rund 26 000 Studenten eine psychologische Beratung der Studentenwerke in Anspruch genommen - ein neuer Rekord, wie das Deutsche Studentenwerk (DSW) mitteilt. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wert um 14 Prozent gestiegen.
Der Zeitdruck durch das Bachelor-Master-System spiele dabei eine gewichtige, aber nicht die einzige Rolle, sagte DSW-Sprecher Stefan Grob. „Der Bachelor sorgt für mehr Druck, die Probleme sind aber sehr heterogen.“ Sie reichten von Prüfungsängsten über Lernstörungen bis zu depressiven Verstimmungen. Den Anstieg erklärt sich Grob auch mit insgesamt gestiegenen Studentenzahlen.
Zudem setzten sich viele Studenten selbst stark unter Druck. „Diese Generation hat verinnerlicht, das nur Leistung zählt“, sagte Grob. „Sie nehmen das Studium sehr ernst. Sich auch einmal auszuprobieren, ist für die meisten kein Thema.“ Studenten sollten aber ruhig Hilfe in Anspruch nehmen, wenn sie sich etwa vom Studium erdrückt fühlen oder vor lauter Stress Schlafprobleme bekommen.
Die Studenten haben außerdem mehr Sozialberatungen in Anspruch genommen - die Zahl der Gespräche ist 2010 im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel gestiegen. Darin geht es vor allem um Geldprobleme: „Die meisten Fragen drehen sich um Unterhaltsansprüche, das Bafög, Nebenverdienste und Wohngeld„, zählt Grob auf. Er erklärt sich den Anstieg mit den Folgen der Wirtschaftskrise. „Viele Familien sind in einer finanziell schwierigen Lage.“ Außerdem bleibe durch den Bachelor weniger Zeit für einen Nebenjob. Wer mehr als einmal pro Woche arbeiten müsse, um sein Studium zu finanzieren, sollte sich beraten lassen, damit der Nebenjob das Studium nicht beeinträchtigt.
Den Anstieg der Beratungsgespräche sieht Grob aber nicht nur negativ. „Die Studenten suchen sich früher Hilfe. Es gibt da weniger Berührungsängste, auch bei psychologischen Problemen.“ Zudem erleichtere es den Zugang, dass die Beratungsangebote kostenlos seien.