Routine und Chance zugleich Jahresendgespräch mit dem Chef: Tipps für die Vorbereitung

Berlin (dpa/tmn) — In vielen Firmen, vor allem in den großen, stehen in den kommenden Wochen Jahresendgespräche an. Mitarbeiter erfahren, wie ihre Leistung beurteilt wird, und machen gemeinsam mit dem Chef Pläne für die kommenden Monate.

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Wer sich im neuen Jahr beruflich viel vorgenommen hat - etwa mehr Gehalt, eine Fortbildung oder neue Aufgaben - sollte die Gelegenheit nutzen, mit dem Vorgesetzten darüber zu sprechen. Diese fünf Schritte helfen bei der Vorbereitung des ein- bis anderthalbstündigen Termins:

Bilanz ziehen: Der erste Schritt ist, zu Hause in einer ruhigen Minute Bilanz zu ziehen. Was ist gut gelaufen? Was eher nicht? Die Vorbereitung des Gesprächs sollte man nicht bis zum letzten Tag aufschieben. Ein Arbeitsjahr ist lang und die Erfolge aus dem Januar haben viele schon wieder vergessen. Für das nächste Jahr können Mitarbeiter sich zum Beispiel vornehmen, das ganze Jahr über immer wieder in sich zu gehen und Erfolge zu notieren. Nach dem Gespräch ist schließlich vor dem Gespräch, meint Karriereberaterin Annette Thiele. Wichtig natürlich auch: Welche Zielvereinbarungen gab es und hat man die erreicht?

Erfolge mitteilen:Hat man etwas erreicht, sollte man nicht darauf hoffen, dass das allen auffällt und der Chef sich daran erinnert: Seine Erfolge sollte man deshalb deutlich kommunizieren. Gerade bescheidene Personen würden vom Chef häufig übersehen, sagt Thiele. Vor allem Frauen neigen nach Ansicht von Karriereberaterin und Psychologin Brigitte Scheidt häufig dazu, darauf zu schauen, was sie nicht können. Hier hilft es, wirklich alles vorzutragen, was man beim Bilanzieren auf der Erfolgsseite notiert hat.

Mit Schwächen umgehen: Beim Jahresendgespräch geht es vor allem um Feedback. Es werden also nicht nur die Erfolge Thema sein, sondern es wird auch um die Schwächen gehen. Daher sollte man sich vorab genau überlegen, welche Fehler der letzten Monate der Chef ansprechen könnte. Dann ist es wichtig, „nicht in eine Verteidigungshaltung zu geraten“, sagt Karriereberaterin Martina Bandoly. Besser sei es, den Fehler einzugestehen, Verantwortung zu übernehmen und zu erklären, was man durch den Fehltritt gelernt hat. In Unternehmen, die keine offene Fehlerkultur haben, ist es meist sinnvoller, Verbesserungen vorzuschlagen, die ähnliche Fehler künftig verhindern, sagt Bandoly. Kritisiert ein Chef den Angestellten mit pauschalen Aussagen, sollte der Arbeitnehmer nach konkreten Beispielen fragen, rät Brigitte Scheidt.

Ziele setzen: Um die richtige Strategie für das Gespräch zu finden, sollte man ein klares Ziel vor Augen haben. Wer genau weiß, was er will, besitze auch Durchsetzungsfähigkeit, erklärt Bandoly. Der ein oder andere möchte im Jahresgehalt vielleicht mehr Gehalt oder eine Fortbildung für sich rausschlagen. „So etwas muss man sehr gut mit einem Nutzen, den man für das Unternehmen bringt, begründen“, sagt Thiele. Gute Gründe könnten sein: Kosten, die man der Firma erspart hat oder ein zusätzliches Zertifikat, welches man erworben hat und das auch dem Unternehmen nützt. Gründe außerhalb der Firma wie „alles wird teurer“ für mehr Gehalt führen meist zur Ablehnung der Bitte. Bandoly hält es in vielen Fällen grundsätzlich für ratsam, dass man Gehaltswünsche in einem gesonderten Gespräch bespricht. Im Jahresendgespräch gehe es vor allem um die berufliche Entwicklung.

Wie tickt mein Chef? Vor allem für neue Mitarbeiter ist es sehr wichtig, herauszufinden, worauf der Vorgesetzte und die Firma Wert legen. „Wenn ich weiß, woran der Chef gemessen wird, kann ich überlegen, wie ich ihm dabei helfen kann“, sagt Thiele. Bei allen Vorschlägen, die man dem Vorgesetzten unterbreitet, sollte man immer überlegen, wie das dem Unternehmen und dem Chef nutzt. „Der Vorgesetzte ist der Entscheider. Seien Sie nett zu ihm und versorgen ihn mit Argumenten für Ihr Anliegen“, rät sie.

Wer unsicher ist, wie er im Büro wahrgenommen wird, kann auch Kollegen des Vertrauens um Feedback bitten. Schüchterne Menschen können ihrer Nervosität dadurch begegnen, dass sie das Gespräch im Rollenspiel üben - etwa mit einem Freund. Mindestens genauso wichtig wie alles, was man sagt, ist auch, wie man es sagt und ob man dazu steht: „Zehn Prozent des gesagten Inhalts haben eine Wirkung. Der Rest wird durch die innere Haltung vermittelt“, sagt Motivationscoach und Psychologin Karin Krümmel.