Keine Illusionen machen - So beugen Azubis einem Abbruch vor
Berlin (dpa/tmn) - Rund jeder vierte Auszubildende bricht vor dem Abschluss ab. Oft sind falsche Vorstellungen vom Traumjob schuld. Damit der Ausbildungsstart nicht zur Enttäuschung wird, sollten angehende Lehrlinge vorher genau recherchieren - und zwar nicht nur im Netz.
Fast jede vierte Lehre in Deutschland wird abgebrochen. So stieg die Abbrecherquote 2011 auf 24,4 Prozent, wie die „Welt“ unter Berufung auf eine Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) für den Berufsbildungsbericht 2013 meldete. Die Zahl vorzeitig gelöster Ausbildungsverträge stieg von 142 242 im Vorjahr auf 149 760. Diese bereits 2012 veröffentlichten Daten stammen von den statistischen Ämtern des Bundes und der Länder.
Der Wert für 2011 markiert einen Höchststand. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Berufen: Jeder zweite Kellner und Umzugshelfer beende seine Lehre nicht. Dagegen liege die Quote der Abbrecher unter Verwaltungsfachangestellten, Elektronikern und Bankkaufleuten weit unter zehn Prozent. Eine klare Rangliste ergibt sich laut „Welt“ auch nach dem Schulabschluss der Azubis: Je niedriger der Abschluss - desto höher die Abbrecherquote. Während 38,6 Prozent der Lehrverträge mit Auszubildenden ohne Hauptschulabschluss aufgelöst werden, sind es bei den Azubis mit Abitur nur 13,6 Prozent.
„Ich habe mir den Job ganz anders vorgestellt.“ Diesen Satz hören Ausbildungsberater oft, wenn sie mit Jugendlichen sprechen, die ihre Lehre abbrechen wollen. Bereits vor dem ersten Arbeitstag werden deshalb die Weichen gestellt, um einen Ausbildungsabbruch zu vermeiden. „Die Jugendlichen sollten sich so realistische Vorstellungen von ihrem zukünftigen Beruf machen wie möglich“, sagt Ulrike Friedrich vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Statt sich nur im Netz zu informieren, sollten sie auf jeden Fall ein Praktikum machen.
Auch Gespräche mit „alten Hasen“ helfen, einem Abbruch vorzubeugen: Angehende Lehrlinge sollten im Bekanntenkreis nach Personen suchen, die in dem angestrebten Beruf arbeiten - und die ihnen mehr über den Arbeitsalltag erzählen können. Erst wenn die Jugendlichen ihre Traumausbildung auf Herz und Nieren geprüft haben und sie immer noch davon überzeugt sind, sollten sie sich für einen Lehrberuf entscheiden.
Doch trotz realistischer Jobvorstellungen kann es im Betrieb zu Problemen kommen: Manche haben Schwierigkeiten mit dem Ausbilder - andere klagen über Probleme mit den Kollegen. „Auf jeden Fall ist es wichtig, diese Probleme so schnell wie möglich anzusprechen“, sagt Friedrich. Denn häufig gebe es zunächst nur ein kleines Missverständnis in der Kommunikation, das sich am Anfang noch leicht ausräumen lässt. Fühlt sich ein Lehrling etwa ungerecht kritisiert, sollte er den Kollegen gleich am nächsten Tag darauf ansprechen. Manchmal hat der seine Aussage einfach nur anders gemeint, als der Lehrling es verstanden hat.