Lange Lehr-Tage und viel Input: Fünf Azubis erzählen

Hamburg (dpa/tmn) - „Sei immer pünktlich und frag' alles nach, was Du nicht verstehst“: Eltern haben so allerlei Tipps auf Lager, wenn es um den Start der Ausbildung geht. Doch ihre Ausbildungszeit ist im Zweifel schon sehr lange her.

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Was raten jene, die jetzt gerade am Ende ihre Ausbildung sind?

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Fünf Auszubildende aus fünf unterschiedlichen Bereichen erzählen.

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Industriekaufmann: „Erstelle eine Übersicht“: Das war eine der ersten Aufgaben, die Leon Merse als angehender Industriekaufmann beim Nivea-Konzern, Beiersdorf AG in Hamburg, erledigen sollte. Ein Wurf ins kalte Wasser? „Eher nicht, wir wurden in Stufen an das Arbeitsleben herangeführt“, erzählt der 19-Jährige. Mit Eigenständigkeit musste der Auszubildende trotzdem früh glänzen. „Eine positive Überraschung war, dass viele Abteilungen uns Azubis eine Menge Eigenverantwortung übertragen haben.“

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Von Beginn an noch mehr Mut zum aktiven Handeln, würde Leon bei einem erneuten Start der Ausbildung zeigen und allen Anfängern raten: „Scheut euch nicht, nur weil ihr neu seid - eure Ansichten sind auch wichtig und werden gehört.“ Seine Empfehlung: „Wenn ihr gute Ideen habt, sprecht darüber!“ Ganz anders, als in der Schule sei, dass das eigene Handeln noch mehr im Mittelpunkt steht: „Die eigene Rolle im Team wirkt sich letztendlich auch auf den Erfolg aus.“

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Bankkaufmann: Eigentlich hätte Frederik Studemund nach seinem Abitur wie die meisten auch studieren können. Stattdessen macht der 21-Jährige eine Lehre zum Bankkaufmann bei der Hamburger Sparkasse (Haspa). „Nach so vielen Jahren Theorie in der Schule war mir die Praxis einfach wichtiger“, sagt der Azubi. Was ihn am meisten während der Lehre beeindruckt hat, war die schnelle Integration ins Team. „Ich war vom ersten Tag an ein vollwertiges Mitglied.“ Ganz anders im Vergleich zur Schule waren die Arbeitszeiten. „Die Umstellung war nicht leicht, nach der Arbeit war ich in der Anfangszeit häufig groggy.“

Deshalb der Tipp: „Auch wenn man müde ist, sollte man sich nach der Arbeit aufraffen und was unternehmen - einen Ausgleich zum Arbeitsalltag schaffen.“ Darauf würde Frederik achten, wenn er wieder von vorne anfangen könnte. Außerdem würde der Hamburger noch mehr einfordern. „Man bekommt während der Ausbildung zwar viel Unterstützung, sollte sich aber auch selbst um Aufgaben und Feedback kümmern.“

Elektroniker: Eric Krille macht eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik bei Siemens in Hamburg, Division Windenergie. Ausgelernt verbringt der 22-Jährige dann zwei Wochen an Land und zwei Wochen auf einem Wartungsschiff für Windanlagen auf hoher See. Während der Ausbildung durfte er das schon einmal erproben. „Da müssen Partner und Familie mitspielen“, sagt der Fachabiturient. Schwierig sei es zu Hause aber nicht gewesen.

„Am meisten überrascht hat mich an der Ausbildung, dass wir sehr viel selbstständig lernen durften und weniger Frontalunterricht hatten.“ Das sei der größte Unterschied im Vergleich zur Schulzeit gewesen. „Wir hatten neben der Berufsschule im Betrieb auch extra Kurse, in denen wir Interessen und Wissen vertiefen konnten.“ Im Nachhinein würde der Azubi nichts anders machen. „Ich bin unvoreingenommen an die Ausbildung rangegangen und habe in der Lehre mitgenommen, was geht.“ Das rät er auch allen Anfängern.

Mechatronikerin: Sina Pachner ist eine Praktikerin. In der Ausbildung zur Mechatronikerin bei Bosch in Schwieberdingen konnte die 19-Jährige kaum etwas überraschen. „Ich habe mich gründlich auf die Lehre vorbereitet, auch mit einem Praktikum“, erzählt die ehemalige Realschülerin. Das würde sie auch künftigen Azubis, vor allem den weiblichen, empfehlen. „So verlieren gerade Frauen die Hemmungen und Vorurteile vor einem technischen Beruf.“ Grundsätzlich könne man so auch prüfen, ob man dafür überhaupt geeignet ist.

Während man in der Schule fast den ganzen Tag lang nur sitzt, muss Pachner sich in ihrem Job viel bewegen. „Das war am Anfang anstrengend, ist aber nur Gewöhnungssache.“ Auch an die Arbeitskleidung mit den Sicherheitsschuhen gewöhne man sich schnell.

Fachinformatiker: Als angehender Fachinformatiker für Systemintegration kümmert sich Hannes Schmidt bei Adidas in Herzogenaurach unter anderem um den Kundensupport. „Eine Überraschung war die viele Verantwortung ganz zu Beginn“, erklärt der 19-Jährige. Auch dass er relativ viel Englisch sprechen musste. „Ich hätte nie gedacht, dass die Arbeit so international ist und ich mit so vielen Kollegen aus aller Welt täglich zu tun habe.“

Im Vergleich zur Schule müsse man während der Lehre viel präsenter sein. „In der Anfangszeit war ich deshalb nach der Arbeit auch ganz schön geschafft.“

Die Ausbildung des einstigen Realschülers endet im Juli. „Wenn ich wieder anfangen dürfte, würde ich mich noch gezielter auf den Job vorbereiten.“ Sprich: Viele Informationen über das Unternehmen und mögliche Aufgaben sammeln. „So fühlt man sich später im Berufsalltag noch sicherer.“