Lehrstellensuche: Praktikum bügelt miese Noten aus
Stuttgart (dpa/tmn) - Während ihrer Lehrstellensuche sollten Bewerber mit schlechten Noten versuchen, in der Praxis zu überzeugen. Denn wenn sie dabei eine gute Figur machen, haben sie durchaus Chancen auf die Zusage eines Arbeitgebers.
„Schlechte Noten sind kein K.O.-Kriterium“, sagte Prof. Friedrich Esser vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Wer zum Beispiel als Praktikant Einsatz zeigt, könne damit den schlechten Eindruck ausbügeln, den ein Zeugnis mit miesen Noten hinterlässt.
Bewerber dürften eine solche Praxisstation aber nicht als bloße Formsache sehen, erläuterte der ZDH-Experte für Berufsbildung auf der Bildungsmesse Didacta (22. bis 26. Februar) in Stuttgart. Ein absolviertes Praktikum im Lebenslauf stehen zu haben, reicht nicht: „Es geht darum, Initiative und Interesse zu zeigen.“
Neben dem Fachwissen zum Beispiel in Mathe gebe es eine Reihe von anderen Dingen, die über die Zusage für eine Lehrstelle entscheiden. „Das sind zum einen Grundtugenden wie Fleiß und Pünktlichkeit“, erklärte Esser. Außerdem müssten Bewerber zeigen, dass sie im Team arbeiten können und kommunikativ sind. Selbst Bewerber ohne Abschluss könnten den Vorzug vor anderen erhalten, wenn sie in diesen Bereichen punkten: „Es nützt nichts, wenn einer gute Noten hat und die anderen Schlüsselqualifikationen fehlen.“
Viele Betriebe seien durchaus bereit, Lehrlinge mit schlechten Noten zu fördern, sagte Esser. „Die sagen sich: Wenn die Grundmotivation stimmt, dann lernt er den Dreisatz in der Praxis, den er an der Tafel nicht gelernt hat.“ So dürfte es einem Bäckerlehrling helfen, Matheformeln zu verstehen, wenn er sieht, dass er damit Rezeptangaben umrechnen kann. Viele kämen schließlich erst durch die Beschäftigung in der Praxis dazu, die Theorie zu verstehen.