Digitale Bildung Ministerin für Smartphone-Einsatz im Schulunterricht
Erfurt (dpa) - Thüringens Bildungsministerin Birgit Klaubert (Linke) steht einer Nutzung von Smartphones im Unterricht offen gegenüber. „Es generell zu untersagen, halte ich für nicht richtig“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Verbote und eine Tabuisierung brächten nichts - zumal Kinder dafür auch Umgehungsstrategien hätten. Derzeit sind Handys im Unterricht zumeist tabu, damit sie Schüler nicht ablenken. „Die Nutzung darf letztlich nicht dazu führen, dass Unterricht gestört wird“, stellte Klaubert klar. Bei Klassenarbeiten und Klausuren die Antworten zu googeln, gehe ebenfalls nicht. In solchen Situationen machten auch bei einem offensiven Gebrauch des Smartphones Verbote Sinn. Schon jetzt würden digitale Medien an Thüringer Schulen genutzt. Allerdings sei das noch ausbaubar. Derzeit gebe es an 75 Schulen Tablet-Klassen.
Wenn Smartphones als Lernmittel genutzt werden, muss das nach Ansicht Klauberts jedem Kind ermöglicht werden. Nicht alle Schüler verfügten schon über ein modernes Gerät. Für den Gebrauch von Smartphones im Unterricht hatte zuvor schon die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Bremer Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) geworben. Ende September war zudem ein Projekt zur Nutzung solcher Geräte im Unterricht am Friedrich-Gymnasium in baden-württembergischen Freiburg mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet worden.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßte ebenfalls die Einbeziehung moderner Kommunikationsmittel in den Unterricht. „Kritisch sehen wir jedoch, wenn die Nutzung der Schüler-Smartphones deshalb geschieht, weil die Länder kein ausreichendes Budget für die technische Ausstattung der Schulen bereitstellen“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum.
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) will alle rund 40 000 Schulen in Deutschland in den nächsten fünf Jahren mit einem Fünf-Milliarden-Euro-Programm fit für die digitale Bildung machen. Ob das Geld ausreiche und wann es an den einzelnen Schulen ankomme, sei immer noch offen, sagte Vitzthum. Sie warnte zugleich vor einer Stigmatisierung von Schülern, die kein oder ein veraltetes Smartphone besitzen. Diese Frage sei vor einer generellen Freigabe der Geräte im Unterricht unbedingt zu klären.