Mit Harry Potter zum Elite-Abschluss: Studieren in Oxford
Oxford (dpa/tmn) - Rudertraining im Morgengrauen, Abendessen im Talar und Sprechende Hüte im Souvenir-Shop - in Oxford geht es in vieler Hinsicht anders zu als an den meisten Unis. Hier einen Abschluss zu machen, öffnet Türen.
Aber der Wettbewerb um die Plätze ist hart.
Bill Clinton, Stephen Hawking, Oscar Wilde und „Mr. Bean“ Rowan Atkinson - Was haben diese bekannten Personen gemeinsam? Sie waren auf der gleichen Uni. Alle besuchten sie die englische Elite-Schmiede Oxford, eine Zugstunde entfernt von London. Seit rund 900 Jahren wird dort gelehrt, berühmte Wissenschaftler haben in den mittelalterlichen Gebäuden über Büchern gesessen.
Zwei, die es ebenfalls nach Oxford geschafft haben, sind Franz Rembart und Lothar Sebastian Krapp. Lothar, 21, kommt aus Königslutter bei Braunschweig. Er hat gerade seine Bachelorarbeit in Mathe geschrieben. Franz, 25, kommt aus Rotthalmünster bei Passau und promoviert in Oxford, ebenfalls in Mathe. Sie sind damit 2 von knapp 800 deutschen Studenten und Doktoranden an der Uni, die damit wirbt, dass sie sehr international ist: Aus 140 Ländern kommen die rund 22 000 Studenten.
Wer in Oxford studiert, ist einem von fast 40 Colleges zugeordnet. Sie sind sozusagen das Zuhause der Studenten - dort wohnen, essen und lernen sie. Jedes College hat einen Speisesaal, eine Bibliothek, Gemeinschaftsräume und eine Bar. Die Studenten haben dort Tutoren.
Nicht alle Colleges sind öffentlich zugänglich, Touristen zahlen Eintritt. Franz darf aber Gäste herumführen. Christ Church gehört zu den größten und bekanntesten Colleges. Harry-Potter-Fans wird die Treppe hoch zum Speisesaal bekannt vorkommen. „Hier hat Professor McGonagall im ersten Film die neuen Schüler begrüßt“, erzählt Franz. Kein Wunder, dass es in den Andenkenläden Sprechende Hüte zu kaufen gibt.
Bei Studenten und Doktoranden ist Oxford gefragt. Im Schnitt kommen bei Studienanfängern etwa fünf Bewerber auf einen Platz. Die Aufnahmebedingungen und Details des Bewerbungsverfahrensunterscheiden sich von Fach zu Fach. Auf jeden Fall brauchen deutsche Schulabgänger ein Abitur mit einem Notendurchschnitt von mindestens 1,5 und in den Einzelfächern 13 bis 15 Punkte.
Studenten in Oxford müssen hart arbeiten, auch wenn sie in der Schule Überflieger waren. „Alle Kurse sind wissenschaftlich extrem anspruchsvoll“, warnt die Uni auf ihrer Homepage. Dazu kommt, dass viele Studenten sich nebenher in Freizeit-Gruppen engagieren, den sogenannten Societies. Bekannt ist Oxford für seine Rudermannschaft. Wer dazugehören will, muss hart im Nehmen sein: Trainiert wird schon mal morgens um fünf Uhr oder sogar noch früher.
Schöne Umgebung, einzigartige Förderung - aber auch viel Stress und dazu teuer. Lohnt sich die Elite-Uni? „Die Rückmeldungen sind durchweg positiv“, sagt Nina Scholtes vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).
Laut der Agentur für Arbeit können Zeugnisse von Elite-Unis die Jobchancen erhöhen: „Das sind mit Sicherheit klangvolle Namen, die an sich schon als Referenz gelten“, sagt Sprecher Jürgen Wursthorn. Auch der Frankfurter Headhunter Heiner Thorborg reagiert nach eigenen Worten positiv, wenn er Uni-Namen wie Oxford im Lebenslauf liest.
Franz und Lothar hätten es mit ihren Abschlüssen leicht, als Berater oder bei einer Versicherung viel Geld zu verdienen. Darauf haben aber beide nicht wirklich Lust. Lothar plant eine akademische Karriere, Franz ist sich noch nicht ganz sicher. Vorerst genießen beide das Leben und Lernen in Oxford.