Pampers statt Partys - Mit Kind im Ausland studieren
Berlin (dpa/tmn) - Studium und Kind - das sind zwei Dinge, die sich nur schwer unter einen Hut bringen lassen. Und dann noch ins Ausland? Auch das geht, wenn Eltern rechtzeitig anfangen, zu planen.
„Es geht nicht, dass es nicht geht“, dachte sich Caroline Waldschock immer dann, wenn es Schwierigkeiten gab. Und Schwierigkeiten hatte die heute 32-Jährige bald einige. Denn sie hatte sich etwas vorgenommen, was jedes Jahr nur sehr wenige machen: ein Erasmus-Semester - mit Kind.
Waldschock macht an der Universität in Potsdam einen Bachelor in italienischer Philologie. Ein Auslandssemester gehört in dem Studiengang so gut wie dazu. „Ich wollte unbedingt lernen, Italienisch zu sprechen. Und allein durch den Sprachunterricht an der Uni kann man die Sprache nicht“, erklärt sie. Doch für ein oder zwei Semester im Ausland zu studieren, war für sie nicht so einfach zu planen wie für viele ihrer Kommilitonen. Denn Waldschock plante für zwei - für sich und ihre Tochter Lara.
Lara war damals fünf Jahre alt. Waldschock fragte sich, ob sie ihrer Tochter das Abenteuer Auslandssemester zumuten konnte. Würde sich das Kind in einem italienischen Kindergarten überhaupt zurechtfinden? Wie würde sie den Aufenthalt finanzieren? „Am Ende kann ich jedem nur raten, nicht zu viel darüber nachzudenken, sondern einfach zu machen. Irgendwie funktioniert es“, so Waldschock. So war es zumindest bei ihr. Sie war mit Lara am Ende ein Semester lang in Padua. Von Zeit zu Zeit kam ihr Vater aus Berlin zu Besuch.
„Wer mit Kind ins Ausland möchte, braucht auf jeden Fall eine große Portion Mut und Gelassenheit“, sagt Anja Graeff, die an der Hochschule Wismar Studenten zum Thema Auslandsstudium mit Kind berät (die Hochschule betreibt auch ein Info-Portal zum Auslandsstudium mit Kind).
. Denn ein Auslandsaufenthalt bringe viel Planungsunsicherheit mit sich. Wichtig sei es daher, frühzeitig anzufangen, zu organisieren. „Ich empfehle immer, eineinhalb Jahre vor dem Auslandssemester mit der Planung zu beginnen“, rät Franziska Schneider, die Studenten an der Technischen Universität Dresden zu dem Thema berät.
Etwas leichter haben es Hochschüler mit Kind, die ihr Auslandssemester in einem skandinavischen Land machen. „Dort ist es viel einfacher als zum Beispiel in Frankreich und Italien“, erklärt Schneider. Denn die dortigen Universitäten seien etwa durch eigene Kinderbetreuungsmöglichkeiten besser auf Hochschüler mit Kindern eingestellt.
Um das Auslandssemester mit Kind zu finanzieren, können Studenten bei den meisten Stipendienprogrammen einen Zuschuss beantragen. So bekämen Hochschüler mit Kind im Erasmus-Programm zum Beispiel einen Zuschuss von 150 Euro im Monat pro Kind, erklärt Schneider. Ähnliche Regelungen gebe es beim DAAD. „In der Regel reichen die Zuschüsse aber nicht aus, um den Lebensunterhalt als Familie dort vollständig zu bestreiten“, erzählt Graeff.
Das bestätigt auch Waldschock. Von den 450 Euro, die sie pro Monat über das Erasmus-Programm bekam, konnte sie gerade einmal die Miete bezahlen. Für den Rest nahm sie ihre Ersparnisse. Viele Eltern stresse dabei, dass die Bescheide für die finanzielle Förderung meist erst kurz vor Beginn des Auslandsaufenthalts kämen, so Schneider. Da müsse dann starke Nerven haben.
Dasselbe gilt für die Möglichkeiten der Kinderbetreuung vor Ort. Von Deutschland aus ließe sich meist kaum ein Kita- oder Kindergartenplatz für den Nachwuchs organisieren. „Wir empfehlen daher immer, bereits vier Wochen vor Start des Auslandssemesters anzureisen und sich dann vor Ort umzuschauen“, rät Graeff. Auch könnten etwa Krippenplätze in Spanien oder Frankreich erst beantragt werden, wenn der Student vor Ort gemeldet sei.
Trotz des ganzen Aufwands würde Waldschock ein Auslandssemester mit Kind weiterempfehlen. Sie hat es genossen, die Kultur eines anderen Landes und neue Leute kennenzulernen. „Auch wenn man als Mutter natürlich weniger neue Leute trifft, wie die anderen Erasmus-Studenten, die abends auf Partys gehen können.“ Italienisch hat sie trotzdem gut gelernt.