Raus aus der Schmollecke: Tipps gegen Frust im Job

Köln (dpa/tmn) - Die meisten Arbeitnehmer machen nur Dienst nach Vorschrift. Kein Wunder, dürfte mancher denken: Mehr Einsatz wird ja eh nicht gewürdigt! Wer so tickt, tut sich keinen Gefallen. Vielmehr sollten Mitarbeiter auf regelmäßiges Feedback vom Chef pochen.

Jeder fünfte Arbeitnehmer hat einer Studie zufolge bereits innerlich gekündigt. Solcher Frust im Job führt schnell in einen Teufelskreis. Denn wer mit einer Null-Bock-Haltung seinen Dienst tut, hat erst recht keinen Erfolg im Beruf. Und das senkt die Motivation umso mehr. Um aus diesem Kreislauf auszubrechen, dürfen Arbeitnehmer ihren Frust nicht einfach herunterschlucken. Das macht ihn nur schlimmer. Besser ist, die Schmollecke zu verlassen und das Gespräch mit dem Chef zu suchen.

Frust im Job ist weit verbreitet: Laut einer repräsentativen Befragung des Gallup Instituts fühlt sich rund jeder fünfte Arbeitnehmer (21 Prozent) seinem Arbeitgeber überhaupt nicht verbunden. Der Großteil (66) macht Dienst nach Vorschrift. Und bloß jeder Achte (13) ist im Job engagiert bei der Sache.

Ein Grund für die Unzufriedenheit vieler Mitarbeiter ist nach Expertenansicht, dass sie sich zu wenig vom Chef beachtet fühlen. „Fehlende Anerkennung ist eine der größten Frustursachen überhaupt“, sagt der Motivations-Coach Volker Kitz aus Köln. „Viele denken: 'Ich racker' mich hier ab, und keiner merkt es.“ Das drücke auf die Motivation. Im Alltag habe der Chef aber keine Zeit, den Mitarbeitern ständig auf die Schulter zu klopfen. Ratsam sei daher, regelmäßige Termine für Feedback-Gespräche zu vereinbaren. So könnten Mitarbeiter dafür sorgen, dass ihre Leistungen wahrgenommen werden.

Solche Gespräche müssten Mitarbeiter aber gut vorbereiten, rät Kitz. So dürften Arbeitnehmer nicht glauben, dass der Chef von sich aus alle ihre Leistungen im Kopf hat und anspricht. „Viele gehen davon aus: Der Chef sieht das schon, was ich mache.“ Das sei aber ein Denkfehler. „Am besten mache ich also eine Liste mit allem, was ich geleistet habe. Wenn der Chef das dann so vor Augen geführt bekommt, das macht Eindruck.“

Einige Arbeitnehmer scheuten sich aber vor solchen Gesprächen mit dem Chef. Sie fürchteten, dass aus dem Kritikgespräch eine reine „Meckerrunde“ wird, erklärt die Karriereberaterin Svenja Hofert aus Hamburg. „Und gerade wer ein hohes Bedürfnis nach Anerkennung hat, hat oft Angst vor Kritik.“ Diese müssten Mitarbeiter aber überwinden, wenn sie mehr Rückmeldungen vom Vorgesetzten haben wollen. „Wer Anerkennung will, muss auch mit Kritik umgehen können.“

Im Alltag erwarteten Mitarbeiter meist nicht einmal große Lobeshymnen vom Chef, sagt Kitz. Oft reichten schon kleine Anerkennungen, um Mitarbeiter zu motivieren. „Viele wollen einfach nur wahrgenommen werden.“ Dazu gehöre es zum Beispiel, dass der Chef Mitarbeiter kurz darauf anspricht, wenn sie Überstunden gemacht oder sich um einen schwierigen Kunden gekümmert haben. Das kommt auch der Firma zugute, weil es Mitarbeiter anspornt: „Lob und Anerkennung sind ganz große Motivatoren.“ Hier hätten viele Chefs noch Nachholbedarf.

Eine Lösung dafür ist, den Chef selbst im Alltag auf eigene Leistungen anzusprechen - sie können zum Beispiel fragen, ob ihm die Präsentation gefallen hat. Mitarbeiter dürften es mit dem „fishing for compliments“ - also dem Betteln um Lob - aber nicht übertreiben, meint Hofert. Wer den Chef nach jeder Präsentation fragt: „Und, wie fanden Sie's?“, mache keinen guten Eindruck. „Das wirkt unsicher.“

Auch müssten Arbeitnehmer realistisch bleiben und dürften nicht zu viele Rückmeldungen vom Vorgesetzten erwarten, gibt Kitz zu bedenken. Oft sei es nur ein Missverständnis, wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass der Chef sich nicht um sie schert. „Ich habe etwas erledigt und maile das dem Chef, und dann erhalte ich keine Rückmeldung“, erläutert Kitz ein Beispiel. „Das heißt aber nicht, dass er mich vergessen hat.“ In so einer Situation müssten Mitarbeiter sich vielmehr klarmachen: „Der Chef hat vielleicht 30 oder sogar 300 Mitarbeiter - es geht einfach nicht, dass er allen sofort antwortet.“

Sinnvoll könnten auch Feedbackrunden im Team oder in der Abteilung sein, sagt Hofert. Sie ließen sich gut als Forum nutzen, in dem Mitarbeiter offen ihre Ideen und Meinungen einbringen können. Denn der Gallup-Studie zufolge fühlt sich nur jeder vierte Arbeitnehmer (25) im Job einbezogen, weil nach seinen Ansichten gefragt wird. Auch das sorgt Kitz zufolge schnell für Unmut. „Wir wollen alle mitspielen. Und es ist wahnsinnig frustrierend, wenn man nicht mitspielen darf.“

Solche Runden funktionierten aber nur, wenn vorher vereinbart wird, dass kein Vorschlag belächelt oder gleich niedergemacht wird, erläutert Hofert. Es sei daher sinnvoll, entsprechende „Team-Regeln“ festzulegen, um Hemmungen zu überwinden. Auch dürften Vorgesetzte hierbei keine zu hohen Erwartungen schüren, sagt Kitz. So sollte der Chef um Verständnis darum werben, dass nicht jeder Vorschlag umgesetzt werden kann. „Sonst ist die Enttäuschung hinterher doppelt so groß.“

Literatur:

Kitz, Volker/Tusch, Manuel: Das Frustjobkillerbuch: Warum es egal ist, für wen Sie arbeiten, Heyne, 256 S., 8,99 Euro, ISBN-13: 978-3-453-65011-4