Studieren in Bullerbü - Das bringt ein Master in Schweden
Lund (dpa/tmn) - Astrid Lindgren, Ikea und der Traum vom einsamen Haus am See: Das sind häufige Assoziationen mit Schweden. Doch da studieren? Nicht wenige Deutsche machen das. Die Landessprache muss man dafür nicht zwingend können.
Studieren, wo andere Urlaub machen: Diesen Traum hat sich Jens Heidingsfelder aus dem bayrischen Roth erfüllt. Nach seinem Bachelor in Management erneuerbarer Energien wollte er nicht mehr auf Deutsch studieren, da seine Fachliteratur häufig auf Englisch ist. Der Master Environmental Studies and Sustainability Science im südschwedischen Lund hat seine Erwartungen erfüllt: Heidingsfelder hat englischsprachigen Unterricht und ist „doch nicht so weit weg von zu Hause“.
In Schweden sind deutsche Studenten keine Seltenheit: Im akademischen Jahr 2012/13 kamen 33 960 internationale Studenten dorthin - die größte Gruppe haben die Deutschen mit 3740 Studenten ausgemacht. Das geht aus Zahlen des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) hervor. Doch was zieht sie dahin? Kaum jemand hat schließlich Schwedisch gelernt.
Ein Grund ist, dass es dort mehrere Hundert englischsprachige Masterprogramme gibt. Die Bandbreite reicht von Architecture and Urban Design bis Water Resources Engineering. Studiengebühren müssen Deutsche nicht zahlen. „Die Besonderheit des schwedischen Studiensystems liegt in der relativ freien Wählbarkeit der Kurse, somit können persönliche Interessen gut berücksichtigt werden“, erklärt die Karriereberaterin Nadja Henrich.
Mit seiner Bewerbung begann Heidingsfelder Ende Dezember. Sein Masterprogramm fand er auf universityadmissions.se. Über diese Seite läuft die zentrale Masterbewerbung. Meist sind Bachelorzeugnis, Lebenslauf, Motivationsschreiben und Empfehlungsgutachten erforderlich, alles auf Englisch. Hinzu kommt ein Englisch-Sprachzertifikat.
Im Frühjahr kam die Zusage. Abhängig vom Bewerbungszeitraum würden manche Bescheide aber erst kurz vor Semesterbeginn verschickt, warnt das Schwedische Institut. Da bleibt nicht mehr viel Zeit, um sich eine Unterkunft zu suchen. Die Wohnungslage in Studentenstädten wie Lund oder Uppsala sei angespannt, erzählt Heidingsfelder. Zwar gibt es Studentenwohnheime, aber die Nachfrage nach Plätzen sei viel größer als das Angebot.
Wer schon einmal in Schweden im Urlaub war, weiß: Das Leben dort ist teuer. Zur Finanzierung des Auslandsstudiums gibt es für Studenten im Prinzip zwei Förderinstrumente: das Auslands-Bafög und den Bildungskredit. Darauf weist Christina Brüning vom Bundesministerium für Bildung und Forschung hin. Über den Bildungskredit bekommen Studenten maximal 7200 Euro. „Er wird völlig unabhängig vom eigenen Einkommen oder dem der Eltern gewährt und kann auch ergänzend zum Auslands-Bafög bezogen werden“, sagt Brüning. Das Auslands-Bafög sollte mindestens sechs Monate vorher beantragt werden.
Mittlerweile studiert der 25-jährige Heidingsfelder im vierten Semester. Seine Kommilitonen sind Juristen, Ingenieure oder Umweltwissenschaftler. Sie kommen aus der ganzen Welt, die wenigsten sind Schweden.
Eng sind in Schweden die Beziehungen zwischen Wirtschaft und Hochschule, erläutert Henrich. Hinter der Lund Universität, der zweitältesten Schwedens, beginnt der Ideon Science Park mit mehreren Hundert Unternehmen. Es ist das Silicon Valley von Lund. Das Tetra-Pak, der Ultraschall und Bluetooth sind nur einige Erfindungen von einer langen Liste. Manche Ideen kamen aus dem Hörsaal.