Wenn Studenten nicht fertig werden - Bedarf nach Hilfe steigt
Münster (dpa/tmn) - Probleme, die Hausarbeit endlich anzugehen, haben viele Studenten. Manche schieben es wochenlang vor sich her. Dann brauchen sie Hilfe. Viele Universitäten haben das inzwischen erkannt.
Viele Studenten kennen das: Die Arbeit müsste längst abgegeben sein, aber das Schlusskapitel ist noch nicht einmal geschrieben. Oft liegt das an einem Phänomen, das Fachleute Prokrastination nennen - das ständige Aufschieben von unangenehmen Arbeiten. Die Uni Münster bietet für solche Fälle individuelle Beratung, Schreibkonferenzen und Workshops an. Denn das Aufschieben, das kenne zwar jeder, sagt Julia Elen Beumler von der Prokrastinationsambulanz. Dass es auch krank machen kann, werde aber erst langsam thematisiert.
Frankfurt, Berlin, Darmstadt, Köln - viele Universitäten haben die Schreibprobleme inzwischen erkannt und machen Beratungsangebote für Studenten, die zu Aufschieberitis neigen. Der Bedarf steige, sagen die Experten an allen Hochschulen, gerade in den verschulten und schreiblastigen Bachelorstudiengängen.
In Münster ist die Woche der „Last-Minute-Hausarbeiten“ ein erster Versuch, die unterschiedlichen Angebote zu vernetzen. Etwa 40 Studierende sind gekommen, schreiben und diskutieren über Texte, Thesen und Termine. Die Psychologinnen Beumler und Katrin Hönen helfen den Studenten, die Angst vor den ersten Zeilen zu überwinden, realistisch zu planen, rechtzeitig anzufangen. Wenn man es nicht hinkriegt, hat das nichts mit Willensschwäche oder Faulheit zu tun, sagt Beumler.
Womit dann? Für Schreibberater wie Johannes Berning von der Uni Münster ist es vor allem der Irrtum, Studierende wüssten automatisch, wie man wissenschaftliche Arbeiten schreibt. „Wenn Studierende gerade aus der Schule kommen, dann können sie das noch nicht, aber wir setzen es trotzdem voraus“, sagt er. Das müsse sich ändern. „Wir versuchen unseren Lehrenden beizubringen, wie sie Studenten wissenschaftliches Schreiben vermitteln können“, sagt Maike Wiethoff, Leiterin des Schreibzentrums an der Ruhr-Universität in Bochum. „Wenn das klappt, ist das viel nachhaltiger.“
Am Schreibzentrum der Uni Bochum hat Maike Wiethoff oft erlebt, dass Studenten erleichtert sind, wenn sie merken, es geht anderen genau wie ihnen: „Wie befreiend es sein kann, sich einfach nur auszutauschen. Das finde ich ganz schrecklich, dass dieser Austausch ansonsten nicht stattfindet.“ Ein Problem, das auch in Münster immer wieder auftaucht. Viele, die sich beraten lassen, sind akute Notfälle - Studenten, die am nächsten Tag ihre Arbeit abgeben müssen.