Werkstatt-Chefin: Frauen erobern das Handwerk
Berlin (dpa/tmn) - Das Handwerk ist längst nicht mehr reine Männersache: Mehr Frauen übernehmen Handwerksbetriebe oder gründen selbst einen. Die bundesweite Gründerinnenagentur und die Handwerkskammern helfen den Chefinnen von morgen bei ihrem meist schwierigen Start.
Das Handwerk war immer ein Männerverein: Ob auf dem Bau oder in der Werkstatt - meist waren es Männer, die dort das Sagen hatten. Doch das ist vorbei. Immer häufiger stehen sie sogar an der Spitze der Handwerksbetriebe. So wird heute jedes fünfte bei der Handwerkskammer Berlin eingetragene Unternehmen von einer Frau geleitet, sagt Stefan Schwarz, Präsident der Handwerkskammer Berlin.
Dörte Thie ist Handwerkschefin. In ihrem Dental-Studio im brandenburgischen Blankenfelde arbeiten 16 Menschen. Davon sind 13 Frauen. „Chefin sein ist ein 24-Stunden-Job“, erzählt die resolute Zahntechnikerin.
Frauen, die sich selbstständig machen wollen, hilft die bundesweite Gründerinnenagentur (bga). Zu ihrem Angebot gehört das Projekt „Weiberwirtschaft“ in Berlin. Mehr als 1400 Frauen im Jahr nutzen die Beratung der „Weiberwirtschaft“, berichtet Geschäftsführerin Katja von der Bey. „Wir helfen, den richtigen Weg in die Selbstständigkeit zu finden.“ Wie das für die Einzelne aussieht, hängt immer vom Beruf und dem Vorwissen der Frauen ab. Und doch sind einige Fragen immer die gleichen: Wie sieht ein Businessplan aus? Wie viel Geld brauche ich?
Wenn es um das Gründen eines Handwerkbetriebs geht, schickt Bey die ratsuchenden Frauen oft zur Handwerkskammer. Dort berät etwa Christiane Karut die künftigen Chefinnen von der ersten Idee bis zur Anmeldung bei der Handwerkskammer. Karut empfiehlt Unternehmensgründerinnen, zuerst zu prüfen, ob ihre Geschäftsidee in der Praxis funktionieren kann. Das geht mit einem Businessplan. Denn dann muss die eigene Geschäftsidee erklärt werden.
„Der Plan ist für viele eine hohe Hürde“, hat Karut beobachtet. Er sei jedoch Voraussetzung, um auszuloten, ob das Unternehmen einen Kredit von der Bank erhält. Denn wenige Unternehmensgründer haben genug Geld, um ihre Geschäftsidee in die Tat umzusetzen. Der Staat hilft mit Förderprogrammen. Es gibt etwa für Handwerksmeisterinnen eine Meistergründungsprämie, erklärt Karut. Oder speziell für Frauen gibt es Mikrokredite vom Social Business Women Fond.
„Frauen gründen anders“, sagt Bey. Meist sind sie finanziell und zeitlich stärker eingeschränkt. Sie bereiten sich deshalb oft besser auf eine Unternehmensgründung vor. Im Vergleich zu Männern gehen sie zielstrebiger und risikobewusster vor, vermutet sie. Frauen gründeten daher häufig kleinere Unternehmen und stellten damit ihr Licht unter den Scheffel. Bey rät Frauen deshalb, mutiger zu sein, wenn der Absatz steigt. Sie hielten ihr Unternehmen oft bewusst klein.
Nicht so Dörte Thie: Sie hat letztes Jahr das 20-jährige Bestehen ihres Dental-Labors gefeiert. Die erfolgreiche Handwerkschefin hat den Schritt in die Selbstständigkeit nicht bereut. Sie rät anderen Frauen, „auf das eigene Gespür zu vertrauen“. Man brauche „Durchhaltevermögen, Mut und das Wollen. Dann passt das schon“.