Wie werde ich ...? Imker
Celle/Wachtberg (dpa/tmn) - Die meisten würden sich nicht im Traum an einen Schwarm Bienen herantrauen. Für Imker ist das alltäglich. Sie dürfen daher keine Berührungsängste im Umgang mit den Tieren haben.
Die Führung eines Bienenvolkes verlangt viel Sorgfalt.
Millionen Arbeitsbienen schwirren vom Frühjahr an durch Deutschland, um Süßes für den Frühstückstisch zu produzieren: Honig. Sie tragen fast 17 000 Tonnen zusammen, etwa 20 Prozent des bundesweiten Bedarfs. „Es besteht hohes Interesse an der Imkerei, Auszubildende haben in diesem Beruf gute Chancen“, sagt Werner von der Ohe, Leiter des Instituts für Bienenkunde in Celle.
Die offizielle Bezeichnung des staatlich anerkannten Berufes lautet „Tierwirt - Fachrichtung Imkerei“. Die duale Ausbildung dauert drei Jahre. Wer sich dafür interessiert, sollte einen Hauptschulabschluss und Interesse an der Natur haben, erklärt von der Ohe. Außerdem bräuchten Bewerber um eine Lehrstelle handwerkliches Geschick, und müssen körperlich belastbar sein. Angst vor Bienen dürfen sie auch nicht haben. „Und ein Arzt muss feststellen, dass keine Allergie gegen Bienengift besteht.“
Bienen sind sehr sensible Insekten. Sie überleben nur bei artgerechter Haltung. Zwischen 40 000 und 60 000 Tiere zählt ein Volk im Sommer. Es kann bis zu 70 Kilogramm Honig produzieren. Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund (D.I.B.) in Wachtberg bei Bonn schätzt die Zahl der Bienenvölker in Deutschland auf etwa 700 000. Die meisten „arbeiten“ in Bayern und Baden-Württemberg. „Allein aus diesen Bundesländern kommen 50 Prozent der Imkerschaft“, sagt sie.
Laut von der Ohe ist die Imkerschaft dreigeteilt: „Es gibt die große Zahl von Freizeitimkern, die bis zu zehn Völker halten, Nebenerwerbsimker mit 30 bis 100 Völkern und schließlich die Berufsimker.“ Dabei sei die Imkerei in Deutschland „hauptsächlich eine Freizeitbeschäftigung oder ein Nebenerwerb“, ergänzt Petra Friedrich. Es gebe hierzulande etwa 90 000 Imker. Die Zahl der hauptberuflichen Bienenwirte belaufe sich aber nur auf rund 500, sagt Manfred Hederer vom Deutschen Berufs und Erwerbs Imker Bund (DBIB) in Utting am Ammersee. Diese hielten die meisten Völker und produzierten die größten Mengen Honig. Sie bieten auch Ausbildungsplätze an.
Auszubildende absolvieren ihre Lehrzeit in einem der anerkannten Imkereibetriebe. Im ersten Jahr steht parallel zur praktischen Arbeit der Besuch einer Landwirtschaftlichen Berufsschule auf dem Pflichtprogramm. Im zweiten und dritten Jahr spezialisieren sich die angehenden Imker. Unterrichtet wird im Institut für Bienenkunde in Celle, die als zentrale Berufsschule für diese Ausbildung in Deutschland dient. „Wir veranstalten den Blockunterricht jeweils zehn Wochen von Januar bis März“, erklärt von der Ohe. Dabei werden auch Metall- und Holzverarbeitung behandelt.
Von April bis Dezember schlüpft der Azubi in Imkerschutzkleidung und arbeitet praktisch mit Bienen. Er hilft unter anderem bei der Königinnenzucht, der Völkerführung und der Honigernte. Dabei hält er die Tiere mit Rauch in Schach. Wer die Ausbildung erfolgreich absolviert hat, kann mit entsprechender Berufserfahrung als Geselle die Prüfung zum Tierwirtschaftsmeister ablegen.
Die Ausbildungsvergütungen liegen laut der Bundesagentur für Arbeit im ersten Lehrjahr je nach Tarifgebiet zwischen 447 und 532 Euro. Im zweiten Jahr werden 483 bis 576 Euro und im dritten Jahr 531 bis 632 Euro gezahlt. „Der Einstiegsverdienst für einen angestellten Gesellen orientiert sich an anderen landwirtschaftlichen Löhnen und beträgt etwa 1500 Euro brutto pro Monat“, sagt Hederer. Außerdem hängt das Einkommen von der Produktion, Qualität und dem Verkauf ab.
Schon immer ließen Menschen Bienen für sich arbeiten. Die Tiere liefern Honig und bestäuben Blütenpflanzen, damit Früchte wachsen können. Das macht die Insekten zu den wichtigsten Nutztieren - nach Rindern und Schweinen. Den klassischen Bienenkorb hat längst das moderne „Beutemagazin“ abgelöst. Darin hängen die Zargen mit den von den Bienen gebauten Waben, aus denen Imker den Honig schleudern.