Wie werde ich...? Eishersteller

Mannheim/Bonn (dpa/tmn) - Die Lehre zum Speiseeishersteller ist eine Orchidee unter den Ausbildungsberufen. Jedes Jahr lernen nur rund 40 Menschen den Beruf. Dabei sind die Jobaussichten gut: Viele Eisdielenbesitzer gehen in Rente.

Vanille, Schoko und Erdbeere waren gestern. Die Trendsorten in diesem Sommer heißen Mango-Chili, Basilikum-Limone oder schwarzer Mohn. Die Rede ist von Eis. Lange Zeit wurde in Deutschland die Kunst der Speiseeisherstellung von Generation zu Generation weitergegeben. Erst seit 2008 gibt es eine Ausbildung zum Speiseeishersteller. „Ein Glück“, findet Annalisa Carnio von Uniteis, der Vereinigung der handwerklich arbeitenden italienischen Speiseeishersteller in Deutschland. „Durch die Ausbildung gibt es einheitliche Standards, vor allem bei der Qualität und der Hygiene.“

Denn Eisherstellung ist mehr als das Mischen verschiedener Zutaten in einer Eismaschine. Handwerklich hergestelltes Eis kommt ohne Konservierungs- und Farbstoffe aus. Auf dem Ausbildungsplan der Lehrlinge stehen neben der Pasteurisation der Lebensmittel, also dem kurzfristigen Erhitzen, auch der Umgang mit verschiedenen Lebensmitteln und Gewürzen. Die Auszubildenden lernen daneben betriebswirtschaftliche Inhalte wie Buchführung, Wareneinkauf oder Logistik. Außerdem bekommen sie Tipps, wie sie mit den Kunden umgehen und wie sie neben Eis kleine Speisen oder Getränke servieren.

Der 18-jährige Luca-Nicola Liberto absolviert seit vergangenem Herbst die zweijährige Ausbildung zum Speiseeishersteller in einem Mannheimer Traditionsbetrieb. Er wusste schon früh, dass er im Beruf mit Lebensmitteln hantieren möchte. „Ich wollte früher Koch werden, aber dann kam die Möglichkeit, Speiseeishersteller zu lernen“, sagt Liberto.

In der Berufsschule habe er bislang schon viel Neues gelernt, was nicht direkt mit Eis zu tun habe, sagt er. „Wir erfahren viel über Rohstoffe oder Mikroorganismen, und auch darüber, wie man einen Betrieb führt.“ Die Eisherstellung mache ihm aber am meisten Spaß. Später in der Ausbildung wird ihm sein Chef, der Mannheimer Eisdielenbetreiber Dario Fontanella, zeigen, wie man neue Eissorten kreiert.

Viele Ausbildungsbetriebe sind italienische Eiscafés, aber der Beruf kann auch in einer Konditorei erlernt werden. Die Lehrlinge lernen das Handwerk in der dualen Ausbildung im Betrieb und im Blockunterricht an Berufsschulen. Derzeit gibt es noch relativ wenige Azubis in der Ausbildung zum Speiseeishersteller. Nach den Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung in Bonn (BIBB) wurden seit 2008 im Jahr nur knapp 40 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen.

Nach der Lehre können Speiseishersteller in einem Eiscafé oder einer Konditorei arbeiten, aber auch ein eigenes Geschäft eröffnen. „Viele Eisdielenbesitzer kommen langsam ins Rentenalter und ihre Betriebe können übernommen werden“, sagt Uniteis-Sprecherin Carnio. Wer nach der Ausbildung noch weiter lernen möchte, kann in das zweite Lehrjahr der Ausbildungen zum Konditor, zum Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk oder zur Fachkraft im Gastgewerbe einsteigen.