Ferien der begabten Schüler: Lernen statt Faulenzen

Braunschweig/Bonn (dpa) - Kurse in Rhetorik, Mikroskopieren oder in Klimakunde stehen trotz Ferien auf ihrem Stundenplan: Rund 1100 Schüler lernen in diesem Sommer an den Akademien der Deutschen SchülerAkademie (DSA).

Auch in den Sommerferien ist bei ihnen Lernen angesagt: Rund 1100 begabte Schüler aus ganz Deutschland machen im Juli und August mit bei Kursen der Deutschen SchülerAkademie (DSA). An sechs Standorten vertiefen sie ihr Wissen - und das ganz freiwillig: „Hier ist Lernen für alle Spaß und wird nicht als Qual und Pflicht gesehen“, sagt die 17-Jährige Charlotta. Sie ist aus Oldenburg nach Braunschweig gekommen.

Ziel der DSA ist die Förderung begabter Schüler. Sie ist Teil der Begabtenförderungsprogramme des Bundes und der Länder, daneben fördern der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und einige Privatstiftungen das Programm.

An der Akademie gibt es sechs Kurse, die je von zwei Kursleitern betreut werden. 50 Kursstunden sind auf zweieinhalb Wochen verteilt. Die Bandbreite reicht von Mathematik und Physik bis zu Geistes- und Gesellschaftswissenschaften oder dem musischen Bereich. 550 Euro kostet die Teilnahme an einer der Sommerakademien. Am Geld muss die Beteiligung aber nicht scheitern: Es gibt auch einen Fördertopf.

Ob sie hochbegabt sind oder nicht, wissen die meisten Teilnehmer nicht. Es gibt weder Intelligenztests noch sonstige Prüfungen. „Wir schreiben alle Schulen, die zum Abitur führen an, und bitten um Empfehlungen“, erläutert DSA-Leiter Volker Brandt. Entscheidend sei, dass die Schüler eine hohe Lernmotivation, Kreativität und Intelligenz mitbringen.

Auf Guanyu trifft alles zu. Gute Zensuren hat der 17 Jahre alte Chinese aus Bochum auch. „Ich interessiere mich sehr für Naturwissenschaften“, sagt er. Er hat einen Kurs zur Klimakunde belegt, möchte aktuelle Entwicklungen gern „vernünftig“ bewerten können. Für die 16-Jährige Marianna aus Neunkirchen im Saarland steht Geselligkeit ebenso hoch im Kurs wie Lernen: „Das sind hier tolle Wochen mit tollen Leuten“, schwärmt sie.

Im Kurs lernt sie das Schreiben von Drehbüchern, am Nachmittag ist Rockmusik angesagt. Marianna hat mit anderen Rockfans eine Band gegründet. „Andere Jugendliche jonglieren, spielen Volleyball oder relaxen“, berichtet Akademieleiter Christoph Kolodziejski. Der Physiker beschäftigt sich ansonsten mit Gehirnforschung an der Uni Göttingen. Die Akademien seien für ihn nicht nur ein Job: „Hier sind unglaublich motivierte junge Leute, da springt der Funke auch über“, sagt Kolodziejski, der wie viele der Dozenten ehemalige Akademieteilnehmer ist.

Als die DSA 1988 als Ferienakademie Bonn an den Start ging, gab es 45 Schüler. „Damals war die allgemeine Auffassung, dass begabte Kinder nicht gefördert werden müssten“, erinnert er sich. Seit Anfang der 90er Jahre weitete sich das Programm aus. Im Laufe der Jahre haben mittlerweile mehr als zehntausend Schüler aus ganz Deutschland an Sommerakademien teilgenommen.