Wie werde ich...? Erzieher

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Die Chancen auf einen Job als Erzieher sind zurzeit ausgesprochen gut. Denn Pädagogen sind gesucht. Doch wer glaubt, Erzieher müssten nur basteln und backen können, irrt. Ohne Humor und starke Nerven geht bei der Arbeit mit Kindern gar nichts.

Basteln, backen, trösten und erklären: All diese Dinge machen Erzieher in ihrem Alltag. Doch zum Beruf gehört noch mehr: Erzieher beobachten und analysieren das Verhalten von Kindern. Sie unterstützen sie in ihrer Entwicklung und betreuen und fördern ihre Schützlinge nach besten Kräften.

Erzieher arbeiten in Krippen, Kitas, Hort- oder Heimeinrichtungen, so die Bundesagentur für Arbeit. Auch in der offenen Jugendarbeit, der Verwaltung oder in Häusern für Menschen mit Behinderungen sind sie gefragt. Auch Tagesmütter haben oft eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht.

Für ihre Schützlinge sind die Erzieher idealerweise Vorbilder und Bezugspersonen. Mit Malen und Musizieren, Sport und Spiel, Festen und Ferienaufenthalten regen sie die Kinder zum Lernen an. Ein guter Draht zu den Eltern oder Erziehungsberechtigten ist dabei wichtig, so die Bundesagentur für Arbeit. Erzieher tauschen sich mit Experten aus und halten, falls notwendig, Kontakt zu Ausbildungsstätten und Ämtern.

Ohne starke Nerven und Humor geht im Leben eines Erziehers nichts, denn Knirpse und Pubertierende fordern heraus. In Kitas oder Heimen kann der Lärmpegel beachtlich sein. An vielen Arbeitsstellen sind unregelmäßige Arbeitszeiten üblich.

Das hat mitunter Folgen für die Gesundheit. Menschen in den Sozial- und Erziehungsberufen fehlen aufgrund psychischer Erkrankungen häufiger als Versicherte aller anderen Berufsgruppen in Deutschland, berichtet das Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Männer sind in diesem Beruf unterrepräsentiert, dabei ist ihre Mitarbeit erwünscht: „Es ist wichtig, dass Mädchen und Jungen Rollenvorbilder beiderlei Geschlechts erleben“, sagt Norbert Hocke von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Die Ausbildung findet ausschließlich an Fachschulen, Berufskollegs und anderen Bildungseinrichtungen statt - und nicht in Betrieben. Sie dauert zwischen zwei bis vier Jahren, so die Bundesanstalt für Arbeit. Die Zugangshürden liegen unterschiedlich hoch. Viele Einrichtungen setzen die Mittlere Reife voraus, manche fordern zusätzlich einen Berufsabschluss etwa als Sozialassistent, Erziehungshelfer oder Alten- oder Krankenpfleger. Das Abitur oder das Fachabitur mit einem viermonatigen Praktikum genügt ebenfalls. Auch Hauptschüler mit einschlägigen Berufsabschlüssen kommen mancherorts zum Zuge. Für die Ausbildung fällt an Privatschulden Schulgeld an. Auf dem Unterrichtsplan stehen neben Pädagogik und Soziologie Fächer wie Recht, Verwaltung, Religion oder Ethik. Dazu kommen Praktika.

Die Chancen für Berufseinsteiger stehen laut der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft gut. Im Osten gehen in den kommenden Jahren viele Erzieherinnen in Rente. Im Westen würden wegen des Ausbaus der Kitas mehr Fachkräfte gebraucht, sagt Rauschenbach.

Doch viele Erzieher können von ihrem Einkommen nicht leben, wie aus einer Studie der Max-Träger-Stiftung hervorgeht. In der Branche nehmen befristete Verträge und Teilzeitarbeit zu. Nur etwa jede zweite Erzieherin arbeitet Vollzeit. Männliche Erzieher kommen laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im Durchschnitt auf 1595 Euro netto. Der Abstand von 281 Euro zum Durchschnitt anderer Berufe gibt Hinweise darauf, warum es so schwer ist, Männer für einen frühpädagogischen Beruf zu gewinnen.

Wer die Karriereleiter erklimmen möchte, kann einen Bachelor in Pädagogik oder Sozialpädagogik erwerben. Selbstständige eröffnen einen Kindergarten oder bieten ihre Dienste als Tagesmutter oder -vater an. Männer wie Frauen könnten vom Ausbau der Ganztagsschulen profitieren. „Die Perspektiven sind gut“, sagt Thomas Rauschenbach.