Frühlingsstart heißt immer auch Rasenstart. Jetzt will man dem Rasen wieder ein frühlingsfrisches Grün verpassen. Allerdings geht es nicht nur darum, dass die Rasenfläche schnell wieder gut aussieht.
„Im Frühjahr werden die Voraussetzungen für einen funktionstüchtigen, dichten und attraktiven Rasen geschaffen“, erklärt Martin Bocksch, Agrarbiologe und Mitglied des Vorstands der Deutschen Rasengesellschaft (DRG).
Bevor der hilfreiche Mähroboter wieder seine Arbeit aufnimmt, muss der Rasen eine gute Startbehandlung bekommen - und das geht in vier Schritten:
1. Ordnung schaffen
Schaut man sich den von Kälte, Lichtmangel und Nässe geplagten Teppich an, entdeckt man überall noch Herbstlaub sowie trockene Stöckchen von den Winterstürmen. Martin Bocksch rät erst einmal zu einem kräftigen Eisenrechen zu greifen. Damit wird alles abgesammelt, was lose auf der Grasnarbe - also der obersten Schicht des Rasens - liegt.
„Dabei wird die eine oder andere Graspflanze entfernt“, sagt der Agrarbiologe und erläutert, dass das kein Problem, sondern sogar erwünscht ist. Viele dieser toten oder zumindest geschwächten Pflanzen sind krank. So werden Infektionsträger direkt entfernt. Daher sollte das Material auch nicht kompostiert werden.
2. Eine glatte Oberfläche
Mitunter fällt nach dem Winter auf, dass Maulwurf und Regenwürmer Erdhäufchen aufgeworfen haben. Sie sorgen langfristig für Unebenheiten. Größere Erdhaufen werden mit dem Rechen verteilt, während die kleineren Regenwurmhäufchen beim Walzen eingeebnet werden.
Auch die Gänge von Wühlmäusen sollten wieder angedrückt werden - etwa Schritt für Schritt oder mit einer schweren Walze. „Einmaliges Anwalzen reicht aus, um den Bodenschluss wieder herzustellen“, sagt Martin Bocksch. Man macht das am besten, wenn der Boden leicht feucht ist. Ist er zu nass, kommt es zu Verdichtungen, die Probleme für das Wurzelwachstum nach sich ziehen.
3. Erster Schnitt
Wenn die trockenen Pflanzenreste entfernt sind und die Fläche glatt gewalzt ist, wird deutlich, dass manche Gräser bereits wieder kräftig gewachsen sind. Diese Gräser haben einen deutlichen Wachstumsvorteil. Um eine gleichmäßige Fläche zu bekommen, muss man diesen Vorteil ausbremsen.
Der klassische Rasenmäher wird aus dem Winterquartier geholt und die Schärfe des Schneidwerks kontrolliert. Dann wird gegebenenfalls nachgebessert. Landschaftsarchitekt Alexander Fonken sagt: „Wir empfehlen, die Rasenmahd anfangs mit einem manuellen Mäher zu beginnen. Der Robotereinsatz sollte erst bei entsprechender Temperatur bzw. bei entsprechendem Wachstum beginnen.“
Nun werden alle Gräser auf eine Höhe gebracht. Martin Bocksch empfiehlt eine Schnitthöhe von rund vier Zentimetern - die behält man am besten auch bis zum Juni bei. Noch ein wichtiger Tipp: „Das Schnittgut dieses ersten Schnittes wird mit dem Fangkorb aufgefangen beziehungsweise mit einem Rechen vom Rasen entfernt.“ Sonst besteht die Gefahr, dass sich ein Filz bildet, der das Wachstum schwächt.
4. Die Nährstoffversorgung
Nun wird Stickstoff gedüngt, und zwar relativ früh, solange der Boden noch feucht vom Winter ist oder Niederschlag die Düngerkörner löst. Schließlich soll diese Nährstoffgabe über die Wurzel aufgenommen werden und das Wurzelwachstum ankurbeln. „Die Stickstoffdüngung hat im zeitigen Frühling kaum oder nur einen sehr geringen Einfluss auf das Blattwachstum“, so Martin Bocksch.
Wurzeln wachsen bereits bei bedeutend geringeren Temperaturen gut im Vergleich zu den Blättern beziehungsweise Trieben. Wichtig ist, die Verwendung eines mineralischen Stickstoffdüngers in Form von Ammonium oder Nitrat. Nur so erzielt man mit der Düngung die gewünschte Wirkung des Wurzelwachstums.
Organische Dünger müssen erst durch Mikroorganismen in eine pflanzenverfügbare Form umgewandelt werden. Diese Prozesse brauchen aber eine Bodentemperatur von mindestens 12 Grad Celsius. Ein Tipp: Beim Einkauf im Gartencenter, beim Gärtner oder im Fachhandel ganz gezielt auf die schnell verfügbaren Anteile achten.
Das Deklarationsfeld auf der Packung gibt Auskunft zu den Anteilen. In der Folge weicht bald der winterliche Gelbton und die Gräser werden wieder frisch grün. Das bedeutet, dass wieder mehr Chlorophyll in den Blättern vorhanden ist und der Stoffwechsel in Gang kommt. So wachsen die Wurzeln in die Tiefe, was die Grundlage für einen stressresistenten, vitalen Rasen ist.
Mit steigenden Temperaturen wird zunehmend die Entwicklung der Triebe gefördert. „Lücken und Winterschäden werden geschlossen, Unkräuter und Moose werden durch die dichter werdende Grasnarbe verdrängt“, sagt Martin Bocksch. Vitale, stressresistente Rasenflächen im zeitigen Frühjahr sind der Schlüssel für ein gutes Rasenjahr.
Und wann wird vertikutiert?
Im zeitigen Frühjahr wachsen die Gräser laut Martin Bocksch noch nicht. Schäden, die grundsätzlich beim Vertikutieren entstehen, können daher nicht regeneriert werden. Der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen (VGL NRW) weist darauf hin, dass chemische Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Moos und Unkräuter durch gesetzliche Regelungen stark eingeschränkt sind und zudem das gestiegene Umweltbewusstsein den Einsatz verbietet.
Also heißt es zunächst: Das Wachstum wie beschrieben ankurbeln und gegebenenfalls im Laufe des Jahres vorhandenen Rasenfilz mit dem Vertikutierer aus der Grasnarbe herausarbeiten. Ebenso empfiehlt Alexander Fonken den Rasen neben bedarfs- und standortorientierter Bewässerung und Düngung zwei- bis dreimal jährlich zu vertikutieren.
Wie bewässert man den Rasen richtig?
Den häufigsten Fehler bei der Rasenpflege sieht der VGL NRW beim Gießen von Rasenflächen. Der Tipp lautet: Besser ist es seltener zu gießen, dafür aber durchdringend. 15 Liter pro Quadratmeter reichen in der Regel für sechs bis zehn Tage aus. Stetiges oberflächliches Gießen ist kontraproduktiv, weil die Oberfläche verfilzt und die Gräser noch empfindlicher gegen Austrocknen werden.
Wer tatsächlich über eine pflegeleichte und ökologisch wertvolle Fläche nachdenkt, sollte einen Wildblumenrasen einsäen. Das große Aber: Dabei handelt es sich nicht um eine homogene, ganzjährig einheitliche Fläche, die man zum Spielen, Feiern oder für sportliche Aktivitäten nutzen kann.
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