Show statt Substanz? „Fauxductivity“: Was gegen Pseudo-Produktivität hilft

Frankfurt/Main · Der Kollege oder die Kollegin wirkt immer schwer beschäftigt - liefert aber kaum Ergebnisse? Was hinter „Fauxductivity“ steckt - und wie Teams damit am besten umgehen.

Viel Lärm, wenig Ergebnis: Vorgetäuschte Produktivität kann das Team belasten.

Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Ein Teammitglied, das ständig geschäftig auf der Tastatur tippt, von Gespräch zu Gespräch springt und immer lautstark erklärt, wie stressig alles ist, muss richtig viel zu tun haben. Oder? Es gibt auch Mitarbeitende, die immer viel auf dem Schreibtisch zu haben scheinen, aber in Wirklichkeit kaum Ergebnisse liefern.

Dieses Phänomen wird gerne mit dem englischen Begriff „Fauxductivity“ beschrieben, ein Kofferwort aus den Begriffen „faux“ (unecht) und „productivity“ (Produktivität). Im Team kann diese vorgetäuschte Produktivität extrem störend sein, für die Teamchemie sogar „toxisch“ sein, so Stephan Megow, Managing Director Nord-West beim Personaldienstleister Robert Half. Aber wie erkennt man sie und was hilft dagegen?

Achtung: Nicht vorschnell urteilen

„Fauxductivity“ zeige sich selten plakativ, so der Personalexperte. Es gehe eher um kleine Hinweise - etwa, dass jemand viel über Arbeit spricht, aber wenig umsetzt. Wichtig sei aber, nicht vorschnell zu urteilen, mahnt Megow: „Manche Tätigkeiten sind unsichtbar oder laufen im Hintergrund, ohne dass sie gleich greifbare Resultate liefern.“

Generell hilft dem Experten zufolge vor allem eine offene, reflektierte Arbeitskultur, wenn es darum geht, eine produktive Zusammenarbeit zu fördern. „Wenn im Team klar ist, welche Ziele verfolgt werden und wer gerade woran arbeitet, entsteht dadurch ein gemeinsames Verständnis für echte Leistung“, so Megow. Projektboards, kurze wöchentliche Meetings oder schriftliche Status-Updates würden helfen, Einblicke zu geben, ohne in Kontrolle abzurutschen.

Keine Sichtbarkeit ohne Geschäftigkeit?

Und was, wenn man selbst das Gefühl hat, beschäftigt tun zu müssen, weil man sich im Job eigentlich unterfordert, übersehen oder nicht ernst genommen fühlt? „Wer ständig 'busy' erscheinen muss, um wahrgenommen zu werden, steckt meist nicht in einem leistungsfreundlichen System, sondern in einem unsicheren“, erklärt Megow.

Hier seien Führungskräfte und Teammitglieder gefragt, Raum für Feedback zu schaffen, Leistungen sichtbar zu machen und gemeinsam Klarheit über Rollen und Erwartungen herzustellen. Oft hilft auch die Möglichkeit, Aufgaben aktiv mitzugestalten.

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(dpa)