Wie werde ich...? Fluglotse
Langen/Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Die Funkgeräte im Tower eines Flughafens oder einer Radarzentrale verstummen fast nie. Mit ihrer Hilfe steuern Fluglotsen den Verkehr am Himmel. Dabei brauchen sie eine gute Übersicht und starke Nerven.
Es gibt zwei Sorten von Fluglotsen. Die einen sitzen im Tower der deutschen Flughäfen. „Das ist das bekanntere Berufsbild“, erklärt Ute Otterbein, Sprecherin der Deutschen Flugsicherung in Langen. Sie haben einen freien Blick auf die Start- und Landebahnen und dirigieren die Flugzeuge, wenn sie noch oder wieder am Boden sind. „Piloten dürfen nicht mal die Triebwerke anlassen ohne eine Genehmigung vom Fluglotsen.“
Neben den Fluglotsen im Tower gibt es noch die Radarlotsen. „Sobald das Flugzeug in der Luft ist, übernehmen die Radarlotsen“, erklärt Otterbein. Sie sitzen in großen, abgedunkelten Zentralen und arbeiten mit Radargeräten. „Sie überwachen die Flugzeuge zu jeder Zeit des Fluges.“ Die Piloten bekommen etwa Anweisungen für den Sink- oder Steigflug. Der Lotse gebe den Piloten auch vor, ob sie schneller oder langsamer fliegen sollen, ergänzt Jörg Biermann, Sprecher der Gewerkschaft für Flugsicherung in Frankfurt am Main.
Um Fluglotse zu werden, benötigt man das Abitur. „Eine Fachhochschulreife mit einer Ausbildung reicht nicht“, betont Otterbein. Außerdem müssen Bewerber mindestens 19 und höchstens 24 Jahre alt sein. Sehr gute Englischkenntnisse sind Pflicht. Denn in der Luftfahrtbranche wird hauptsächlich auf Englisch kommuniziert.
Ob ein Bewerber als Fluglotse etwas taugt, wird in einem Eignungstest festgestellt. Fünf Tage lang müssen sich die Kandidaten beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Hamburg auf den Zahn fühlen lassen. „Das ist sehr anspruchsvoll“, sagt Otterbein. Nur vier bis sieben Prozent der Bewerber bestehen die Tests. Unter anderem müssen die Kandidaten Aufgaben lösen und werden gleichzeitig über Kopfhörer abgelenkt, erläutert Biermann. So wird getestet, ob die Bewerber auf mehrere Dinge gleichzeitig achten können.
Getestet wird auch, ob angehende Fluglotsen ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen haben. Außerdem brauchen sie ein gutes Zahlenverständnis und Grundkenntnisse in Physik. „Man sollte technischen Themen gegenüber schon aufgeschlossen sein“, sagt Otterbein. Fluglotsen müssen auch entscheidungsfreudig sein und Mumm haben. „Ich empfehle den Beruf Menschen, die große Verantwortung nicht als Druck, sondern als Herausforderung begreifen.“
Nach dem Test steht eine Untersuchung beim Fliegerarzt auf dem Programm. Denn Fluglotsen müssen topfit sein. Bei der Untersuchung wird etwa das Seh- und Hörvermögen getestet. Wer eine Rot-Grün-Schwäche hat, scheidet aus. Auch chronische Erkrankungen wie Diabetes machen untauglich. „Eine Brille ist kein Hindernis“, erklärt Otterbein.
Sind Eignungstest und ärztliche Untersuchung bestanden, geht das Pauken los. Zunächst lernen die angehenden Fluglotsen an der Akademie der Deutschen Flugsicherung die Theorie. Sie müssen Flugzeugtypen unterscheiden können und erfahren, wie Flugzeuge fliegen. Wetterkunde und Navigation stehen ebenfalls auf dem Stundenplan. „Viele Fächer werden in Englisch unterrichtet“, erklärt Otterbein. Außerdem werden die Fluglotsen im Simulator trainiert. Um die Situation von Piloten im Cockpit besser kennenzulernen, absolvieren Fluglotsen laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg teilweise auch Streckenerfahrungsflüge.
Nach etwa 15 Monaten hat das theoretische Büffeln ein Ende. Wird der Abschlusstest bestanden, geht es an den zukünftigen Einsatzort. Dort erwerben die Fluglotsen eine Lizenz für diesen Tower, erklärt Otterbein. Wer eine Lizenz für den Münchener Tower hat, kann nicht einfach in Hamburg arbeiten. Dort muss ein Fluglotse erst wieder eine neue Lizenz erwerben. Am jeweiligen Ort steht jedem angehenden Fluglotsen ein Trainer zur Seite, der ihm während der Arbeit über die Schulter schaut und notfalls eingreift. „Man ist ständig unter Beobachtung“, sagt Biermann. Danach erfolgen praktische Prüfungen.
Nach drei bis vier Jahren endet die Ausbildung. Die Jobaussichten danach sind sehr gut. „Wer die Ausbildung erfolgreich absolviert hat, ist drin“, hat Otterbein beobachtet. Denn die Deutsche Flugsicherung bildet nur für den eigenen Bedarf aus, und der ist groß. Noch dazu erwartet die Fluglotsen ein attraktives Gehalt. Die BA gibt als Richtwerte ein tarifliches Bruttogrundgehalt zwischen rund 3100 und gut 4200 Euro an. Zusätzlich gebe es Zulagen, die je nach Niederlassung rund 1300 bis knapp 3200 Euro betragen können.