Wie werde ich...? Graphic Recorder
Berlin (dpa) - Alles, was sie für ihre Arbeit brauchen, ist ein großes Stück Papier und bunte Filzstifte. Die Hände gleiten über die weiße Fläche. Binnen Sekunden entstehen aus schwarzen Strichen und bunten Flächen Symbole.
Graphic Recorder übersetzen komplexe Reden und Vorträge in verständliche Skizzen.
Sie zeichnen auf Konferenzen, Tagungen und Teammeetings. Sie kommen zum Einsatz, wenn Geschäftsführer neue Strategien erklären oder Mitarbeiter über Teambildung diskutieren. Dann stehen Graphic Recorder vor einem weißen Plakat und verwandeln die Worte in Symbole. Das sieht aus wie eine Mind-Map, aber mit wenigen Worten und viel mehr Bildern. „Wir sind das Anti-Power-Point“, sagt Graphic Recorderin Gabriele Heinzel.
Während Graphic Recorder zeichnen, verinnerlichen die Zuhörer viel besser den Inhalt der Vorträge, beobachtet Isabelle Dinter aus München. Sie ist Vorstandsmitglied in der Illustratoren Organisation, dem Berufsverband für Illustratoren. „Ich glaube, es ist eine nachhaltige Verankerung im Gehirn.“
Wer den Job machen will, braucht vor allem eines: Konzentrationsfähigkeit. Zuhören und parallel zeichnen ist nicht einfach, erzählt Heinzels Kollegin Sophia Halamoda.
Gebucht werden Heinzel und Halamoda von Unternehmen, aber auch von der Bundeszentrale für politische Bildung oder der Antidiskriminierungsstelle des Deutschen Bundestages. Auch beim World Economic Forum in Davos waren Graphic Recorder im Einsatz. Manchmal sind es gleich fünf bis zehn auf einmal.
Den einfachen Weg, Graphic Recorder zu werden, gibt es nicht. Dinter glaubt, dass vielen ein Studium der Weg in den Beruf geebnet hat. Häufig hätten die Zeichner Grafik, Illustration oder Kommunikationsdesign studiert.
Wer sich für einen künstlerischen Studiengang entscheidet, muss in der Regel seine künstlerische Eignung unter Beweis stellen. Häufig sei das eine Mappenprüfung, erläutert Christian Büning. Er ist Präsident des Berufsverbandes der Kommunikationsdesigner (BDG). Studienbewerber präsentieren Zeichnungen, Illustrationen oder Computergrafiken.
Auf 50 Studienplätze kommen etwa 500 bis 800 Mappen, schätzt Büning. Die Bewerberzahl sei ungebrochen hoch. Trotzdem übersteige die Zahl der ausgebildeten Designer den Bedarf. Nur rund zwei Drittel könnten allein von ihrer Arbeit im Designbereich leben.
Wie viel ein Graphic Recorder für seine Arbeit verlangen kann, hängt stark von der Art des Auftrags und der Komplexität des Inhalts ab. „Unter einem Tagessatz von 300 Euro ist niemand in der Gewinnzone. Es können aber auch Tagessätze von über 1000 Euro genommen werden“, erzählt Büning vom Verband.
Nicht immer ist es einfach, die Begriffe, die auf den Terminen genannt werden, zu illustrieren. „Nachhaltigkeit kommt andauernd vor“, sagt Graphic Recorder Halamoda. Sie hat das schon als einen Wassertropfen, der aus einem Hahn tropft, symbolisiert. Oder als eine Weltkugel. Halamoda mag die Vielfalt an Themen und den Kontakt zum Kunden. Und noch einen anderen Vorteil macht sie aus: „Man darf an Orten Mäuschen spielen, wo sonst kaum jemand reinkommt.“