Handwerk wirbt in Schulen um Lehrlinge
München (dpa) - Auf der Suche nach dringend benötigten Lehrlingen setzt das Handwerk in Deutschland auf eine stärkere Zusammenarbeit mit den Schulen und die Ausbildung von Studienabbrechern.
Die Fachkräftesicherung entwickle sich zu einem der drängendsten Probleme für das Handwerk, warnte der Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, Volker Ulbricht, am Donnerstag (12. März) auf der Handwerksmesse (11. bis 17. März) in München. In einer Umfrage unter rund 3000 Betrieben habe fast die Hälfte Personalmangel als Problem angegeben.
Im vergangenen Jahr konnte das Handwerk rund 20 000 Lehrstellen nicht besetzen. „Der Wettbewerb um Köpfe und Hände ist voll entbrannt“, sagte der Vize-Präsident des Bäckerhandwerks, Michael Wippler.
Im laufenden Ausbildungsjahr entschieden sich erstmals mehr Schulabgänger für ein Studium als für eine Ausbildung.
Besonders schwer fällt das Anwerben junger Leute derzeit den Metzgern, die unter Image-Problemen ihres Berufs leiden. „Wir müssen die jungen Menschen in den Betrieb holen, um ihnen zu zeigen, dass der Metzger nicht dick, dumm und blutverschmiert ist“, sagte der Präsident des Deutschen Fleischer-Verbands, Heinz-Werner Süss.
Praktika in den Betrieben seien der beste Weg, um überholte Klischees aus der Welt zu schaffen und Schüler für den Beruf zu gewinnen. Mit einer Kampagne im Internet wendet sich der Fleischer-Verband auch an Lehrer, denen die Ausbildungswege aufgezeigt werden sollen.
Das Metallhandwerk setzt bereits in den Grundschulen an: Ausgebildete „Berufsorientierungsbeauftragte“ sollen mit praktischen Projekten schon junge Kinder für die handwerkliche Arbeit erwärmen.
Gerade Mädchen könnten durch Selbermachen am besten für das Handwerk begeistert werden, sagte der Präsident des Bundesverbandes Metall, Erwin Kostyra. „Handwerk ist schmutzig, Handwerk ist schwer“ - dieses Vorurteil gelte es zu widerlegen. Aber auch Studienabbrechern etwa im Maschinenbau will die Branche Chancen im Handwerk aufzeigen.
Die Bierbrauer haben hingegen keine Schwierigkeiten mit dem Nachwuchs. Es gebe immer noch wesentlich mehr Bewerber als Stellen, sagte der Präsident der Privat-Brauereien, Detlef Projahn. Die Perspektiven nach der Ausbildung seien günstig, weil gelernte Brauer auch im Ausland gefragt seien: „Deutsche Brauer werden auf der ganzen Welt gesucht.“