Alle herhören: Mit der Stimme im Job Aufmerksamkeit wecken
Salzburg (dpa/tmn) - Sie kann betören, summen, brummen, säuseln oder ganz schön nerven: die Stimme. Noch bevor wir die Worte wahrnehmen, registrieren wir den Klang der Stimme. Das stellt sofort die Weichen dafür, wie das Gesagte auf uns wirkt.
„Es dauert eine Viertelsekunde, bevor wir den Inhalt verstehen, aber vorher nehmen wir bereits die Stimme wahr“, erklärt der Salzburger Stimmcoach Arno Fischbacher. Das kann fatale Folgen haben. Denn im Job geht es schließlich darum, andere von sich, seinen Projekten und Qualitäten zu überzeugen. Die gute Nachricht lautet: Man kann den Klang der Stimme trainieren.
Körperhaltung: Es scheint wie eine Binsenweisheit, doch wer überzeugen will, muss Haltung annehmen oder wie ein König daherkommen. „Stimme ist hörbare Körpersprache“, erklärt Fischbacher. „Wie wir stehen oder sitzen, so klingen wir.“ Wer im Meeting zu Wort kommen will, sollte sich zuerst bewusst aufrecht hinsetzen, sich von der Lehne lösen und den Bodenkontakt suchen. Schon fühlt man sich exponiert und erhaben, was sich unmittelbar auf die Stimme auswirkt.
Und nicht nur das: Beim Aufrichten arbeitet das Zwerchfell besser, was entscheidend für den Klang ist. Außerdem schafft das für die Stimme mehr Volumen.
Entspannen: Das alles allerdings klappt nur, wenn Kehle, Mund und Brust entspannt sind. „Vor wichtigen Terminen kann man den Brustkorb abklopfen und dabei Töne machen, dass sie wackeln. Das lockert und kräftigt die Stimme“, ergänzt Stimmbildnerin Sabine Klecker. Da viele klassische Stimmübungen nur nach langem Training wirken, rät der Österreicher Fischbacher zum Blödeln. „Das macht man am besten morgens vor dem Spiegel, also Grimassen schneiden und dabei Töne machen, plappern wie ein Baby, Zungenübungen oder einen Schmollmund machen und Gähnen.“ Das entspanne und dehne die Stimmmuskeln.
Gehör verschaffen: Nur wer mit dem Brustton der Überzeugung spricht, wird auch gehört. Das aber ist in Meetings mitunter schwierig. Da quatschen zwei ständig miteinander, die Aufmerksamkeit nimmt ab. „Wer dann die Stimme erhebt, wirkt schnell unsouverän oder wird in die Rolle eines autoritären Lehrers gedrängt“, erzählt Klecker. Außerdem klinge die Stimme dann meist angespannt, was sich wiederum negativ auf die Situation auswirkt.
Herrscht eine unruhige Stimmung im Raum, helfe es auch, einfach mal aufzuhören zu reden und eine körperliche Präsenz einzunehmen. „Man muss den Zuhörern manchmal auch eine Pause gönnen und akzeptieren, dass sie sich noch austauschen wollen“, erklärt Monika Hein, Sprechtrainerin aus Hamburg. Sie rät, in solchen Situationen die ruhige Stimme zu nutzen, anstatt genervt zu ermahnen.
Zuhören:Eine gute Übung sei, bei nicht ganz so wichtigen Gesprächen, in den ersten Sekunden der Unterhaltung nur auf die Stimme des Gegenübers zu achten, nicht auf den Inhalt. „So findet man heraus, wie die Tonalität des Gegenübers auf mich wirkt, und ich kann herausfinden, was alles unbewusst auf mich einprasselt, wenn andere sprechen“, erklärt Fischbacher. Das schärft die Wahrnehmung.
Einen Punkt machen: Ein weiterer wichtiger Punkt in der Stimmarbeit setzt ein, wenn Berufstätige merken, dass sie in Bandwurmsätzen sprechen. Ein einfacher Tipp: Nach jedem Satz einen Punkt denken und danach eine kleinen Pause machen. „So geht die Stimme automatisch nach unten, und man setzt Akzente, der Zuhörer kann das Gesagte verarbeiten“, sagt Sprechtrainerin Hein. Zur Übung kann man den Punkt auch einfach mal sprechen, um sich der Wirkung bewusstzuwerden.
Literatur:
Arno Fischbacher: Voice sells!. Die Macht der Stimme im Business, GABAL, 168 Seiten, Euro 24,90, ISBN-13: 978-3869365923
Monika Hein: Sprechen wie ein Profi. Das interaktive Training für eine gewinnende Stimme, Campus Verlag, 224 Seiten, Euro 24,99, ISBN-13: 978-3593399119