Wie werde ich...? Instrumentenbauer
Mittenwald (dpa/tmn) - Sägen, hobeln oder löten: Das müssen Musikinstrumentenbauer sicher beherrschen. Doch handwerkliches Geschick ist allenfalls die halbe Miete. Am Ende verlangen die Kunden häufig nicht weniger als den perfekten Klang.
Wochenlang wird gesägt, gefeilt, und geschmirgelt - und das alles für den perfekten Ton. Musikinstrumentenbauer ist ein Beruf für Perfektionisten. Auf einen hundertstel Millimeter genau müssen die Tasten am Klavier ausgerichtet werden, sonst gibt es Ärger vom Pianisten. Bei einer Geige können schon kleinste Fehler bei der Holzbearbeitung den Ton verfälschen. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl, ein extrem gutes Ohr - und Geduld im Umgang mit den Kunden. Denn wenn es um ihr Instrument geht, können Profimusiker zu echten Diven werden.
Keine Frage: Die Zeiten waren schon einmal einfacher, um im Instrumentenbau Fuß zu fassen. Die Branche habe schwere Jahre hinter sich, sagt Georg Neuner. Er ist stellvertretender Leiter der Instrumentenbauschule im oberbayerischen Mittenwald. „Die industrielle Fertigung verlagert sich nach Asien“, erzählt er. Was sich hierzulande hält, sei vor allem die Fertigung von hochwertigen Instrumenten etwa für Musiker sowie die Reparatur.
Wer sich für eine Ausbildung im Instrumentenbau interessiert, muss sich zunächst einmal entscheiden, auf welches Instrument er sich spezialisieren will, erklärt Neuner. Es gibt Ausbildungswege für Klavierbauer, Geigenbauer, Bogenmacher, Zupfinstrumentenmacher, Handzuginstrumentenmacher, Holz- oder Metallblasinstrumentenmacher.
Doch allzu schwer sei die Entscheidung oft gar nicht, erzählt Neuner. In der Regel bauen Instrumentenbauer das Musikgerät, das sie selbst als Hobbymusiker kennen. „Das ist auch sinnvoll. Wenn ich zum Beispiel eine Geige baue, dann muss ich sie auch anspielen können, um zu erkennen, ob sie gut oder schlecht ist.“ Bei vielen Ausbildungsstätten müssen Bewerber bei der Aufnahmeprüfung sogar vorspielen.
Was alle Instrumentenbauer mitbringen sollten, ist neben einem guten musikalischen Gehör vor allem Fingerspitzengefühl. „Genauigkeit ist das A und O bei jedem Instrument“, erklärt Siegfried Thilemann, Bundesinnungsmeister für das Musikinstrumentenhandwerk.
Doch die Ausbildungssituation ist bei einigen Instrumenten inzwischen angespannt. Weil es kaum noch größere Betriebe mit einer Serienproduktion gibt, bestehe der Markt zu einem großen Teil aus kleinen Werkstätten, erzählt Lars Kremling. Er ist Koordinator der Instrumentenbauschule in Klingenthal im Vogtland. „Oft arbeitet dort ein Meister allein in seiner Werkstatt und gibt seine Fähigkeiten allenfalls an seine eigenen Kinder weiter.“
In den vergangenen Jahren haben deshalb die Berufsfachschulen immer stärker an Bedeutung gewonnen. Auszubildende sind dort nicht nur zum theoretischen Teil an der Berufsschule, sondern bekommen auch ihre praktische Ausbildung in den Werkstätten der Schule. Doch obwohl das Angebot der Berufsfachschulen etwa in Klingenthal und Mittenwald ständig ausgebaut wird, ist der Andrang auf die wenigen Ausbildungsplätze groß.
Auf jeden Fall müsse man den Job lieben, sagen die Fachleute. Denn die Verdienstmöglichkeiten sind nicht überragend. In der Ausbildung bekommen Instrumentenbauer laut der Tarifsammlung des Bundesarbeitsministeriums in der Regel zwischen 400 und 520 Euro - und damit deutlich weniger als etwa ihre Kollegen in der holzverarbeitenden Industrie. Nach der Ausbildung kommt es dann ganz darauf an, wo man arbeitet und wie schnell man sich als Selbstständiger einen Kundenstamm aufbauen kann. Laut der Bundesagentur für Arbeit liegt der Stundenlohn eines ausgelernten Klavierbauers bei 15 bis 16 Euro brutto.