Wie werde ich...? Kraftwerker

Essen (dpa/tmn) - Wer Kraftwerker werden will, hat einen langen Weg vor sich. Als Facharbeiter kontrollieren sie die Anlagen in Kohle- oder Atomkraftwerken. Ein verantwortungsvoller Job. Bewerben kann sich nur, wer bereits eine Lehre abgeschlossen hat.

Heute gilt die sichere Energieversorgung zu jeder Zeit als selbstverständlich. Ob tagsüber, wenn der Stromverbrauch seine Höchstmarke erreicht, oder nachts, wenn die meisten schlafen: Mehr als 1000 Kraftwerke schicken in Deutschland stets die richtigen Mengen Strom in die Netze. Dazu sitzen Fachleute rund um die Uhr an den Leitständen: die Kraftwerker. Es ist ein verantwortungsvoller Job, den man nur nach einer Top-Ausbildung ausüben kann.

Wer Kraftwerker werden will, braucht eine abgeschlossene Berufsausbildung. „Es sind alle Abschlüsse aus den Metall- und Elektroberufen geeignet. Bevorzugt werden Industriemechaniker, Anlagenelektroniker und Mechatroniker“, sagt Norbert Preißner von der Industrie- und Handelskammer Essen, einer der wichtigsten Prüfstellen für angehende Kraftwerker.

Zudem müsse man in der Regel bereits mindestens drei Jahre in einem Kraftwerk mitgearbeitet haben, unterstreicht Jürgen Pasch, zuständig für die Ausbildung in der Kraftwerksschule (KWS) in Essen. Und es seien umfassende Kenntnisse in Mathematik und Physik erforderlich.

Die Weiterbildung gliedert sich grob in zwei Teile: Die Technik und den Betrieb von Kraftwerken. Vor der Prüfung im ersten Bereich schicken Energieunternehmen ihre Mitarbeiter für vier Monate zum Vollzeitunterricht in die KWS. Auf dem Lehrplan stehen Themen wie Physik, Chemie sowie Umweltschutz.

Dazu kommen Übungen im Labor und am Simulator. An diesen Geräten können die angehenden Fachleute, ähnlich wie Piloten, den Betrieb einer Anlage trainieren. Mit dem erfolgreich bestandenen Examen ist dann die erste Hürde auf dem Weg zum Beruf des Kraftwerkers genommen.

„Für die Zulassung zum wichtigen Prüfungsteil Kraftwerksbetrieb ist ein weiteres Jahr Berufspraxis und ein 27-monatiges gelenktes Praktikum nachzuweisen“, erklärt Preißner. Im Mittelpunkt stehen dabei etwa Themen wie die Analyse von Problemfällen im Bereich Turbinen oder im Bereich Dampferzeuger.

Die Gebühren für diese Ausbildung sind hoch. Mehr als 10 000 Euro werden für den Kurs fällig. Dazu kommen Lehrmaterialien. „Die Kosten der Schule werden bei unseren Prüfungsteilnehmern von den Kraftwerksbetreibern übernommen“, informiert Preißner. Während der Unterrichtszeit werden sie bei Lohnfortzahlung von der Arbeit im Kraftwerk freigestellt.

Jochen Reinecke vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin zitiert aus der Statistik, dass im vergangenen Jahr in ganz Deutschland 202 Teilnehmer die Fortbildung zum Kraftwerker besucht haben und zur Prüfung bei der IHK angetreten sind. Mehr als 96 Prozent haben das Examen bestanden, darunter eine einzige Kursteilnehmerin.

Der Arbeitsplatz des Kraftwerkers ist in der Regel der Leitstand von Kraftwerken. Sie überwachen auf zahlreichen Monitoren den reibungslosen Betriebsablauf und verfolgen zum Beispiel Heizwerte, Temperaturen im Dampfkessel, Turbinendrehzahl oder die Kühlwassertemperatur. Bei etwaigen Störungen müssen die Fachkräfte sofort reagieren.

Die Stromerzeugung deutscher Kraftwerke lag im vergangenen Jahr bei 624 Milliarden Kilowattstunden. Kraftwerker steuerten die Produktion dieser gewaltigen Menge. Die Kapazitätszahlen werden steigen, prognostiziert Christopher Weßelmann, Sprecher des Fachverbandes der Energiewirtschaft VGB Power in Essen. Deshalb sei Kraftwerker „ein Beruf mit großer Zukunft“. Die Bezahlung erfolgt meist übertariflich und gilt als gut. In Branchenkreisen werden Gehälter zwischen 2500 und 4600 Euro monatlich genannt. Dabei kommt es auf Erfahrung, Einsatz, Schichtzulagen und Verantwortung an.