Brasilianisch Schlemmen zur WM
Die Küche des Gastgeberlandes der Fußball-WM ist vielfältig — dazu gehören viel Fisch und Fleisch.
Berlin. Zur Weltmeisterschaft wollen sich viele Fußballbegeisterte ein Stück Brasilien nach Hause holen. Was das Essen zwischen Rio und Saõ Paulo allerdings ausmacht, ist den meisten Deutschen wahrscheinlich nicht bekannt. Das liegt vielleicht daran, dass es gar nicht die eine brasilianische Küche gibt.
„Es ist die Vielfalt, die die brasilianische Küche ausmacht“, sagt Monika Graff, Autorin mehrerer brasilianischer Kochbücher. „Es ist ein riesiges Land, in denen sich die Landesteile kulinarisch stark voneinander unterscheiden.“ Verschiedene Einflüsse haben die Küche über Jahrhunderte geprägt.
In Bahia, dem Gebiet, wo die deutsche Nationalmannschaft zum Auftakt spielt, haben sich vor allem Schwarzafrikaner angesiedelt, die ab dem 16. Jahrhundert als Arbeitssklaven nach Brasilien gebracht wurden. Sie haben Mangos, scharfe Chilis und Okraschoten als Zutaten in die Küche integriert. „Wer dort ist, sollte sich das Gericht Moqueca nicht entgehen lassen“, sagt Graff. Dabei handelt es sich um einen Eintopf, der mit Fisch, Krabben und dem aus Palmfrüchten gewonnenen Dendéöl zubereitet wird.
Den größten Unterschied zur deutschen Küche machen unter anderem die Beilagen aus. „Wir haben immer Reis und Bohnen zum Essen, hier in Deutschland isst man meist Kartoffeln oder Brot“, sagt die Studentin Barbara Colatto Fernandes aus Saõ Paulo, die gerade in Tübingen ein Auslandsjahr verbringt. In Brasilien werde jeden Tag Fleisch gegessen, auch Schwein, aber hauptsächlich Rindfleisch.
Große Fleischportionen sind auch Kennzeichen brasilianischer Restaurants in Deutschland. In das Restaurant „Villa Rodizio“ in Berlin kommen Gäste, um die Spezialität Rodizio zu genießen, die aus unterschiedlich zubereiteten Fleischspießen besteht, zum Beispiel Pute im Speckmantel oder Spareribs. „In Brasilien ist die Fleischvielfalt noch viel größer. Dort gibt es regelrechte Fleischtempel“, sagt Restaurantleiter Valentin Schneeberger.
Das Restaurant serviert als Beilage Farofa, in der Pfanne angeröstetes Maniokmehl, und das Nationalgericht Feijoada. „Es handelt sich dabei um ein ehemaliges Sklaven-essen, das für viele Personen und in großen Töpfen zubereitet wird“, erklärt Monika Graff. Dieses landestypische Bohnengericht wird mit verschiedenen Fleischstücken zubereitet.
Auch ein guter Cachaça darf dazu nicht fehlen. Dieser Zuckerrohrschnaps ist Nationalgetränk und der wichtigste Bestandteil des berühmten Caipirinha. Cachaça wird auch in den sogenannten Batidas verwendet, für die er mit Fruchtsaft oder mit Kaffee gemischt wird. Bei den Jüngeren ist ein Mixgetränk mit Cachaça und Obst wie Kiwi oder Maracuja sehr beliebt, sagt Fernandes.
„Für eine WM-Party eignen sich Paõ de Queijo gut“, sagt Buchautorin Graff. Diese brasilianischen Käsebrötchen bestehen aus Tapiokamehl, einer geschmacksneutralen Stärke, und geriebenem Käse. Studentin Fernandes würde Coxinhas machen. Dabei wird ein Teig mit zerkleinertem, angebratenen Hähnchenfleisch in Fett ausgebacken.