Aktiv werden und auf Trauernden zugehen
München (dpa/tmn) - Trauernde sind oft nicht in der Lage, jemanden um Beistand zu bitten. „Die meisten Trauernden kennen sich selbst so nicht“, erklärt Karina Kopp-Breinlinger vom Münchner Institut für Trauerpädagogik.
„Sie haben Scheu, sich den anderen zuzumuten.“
Deshalb liegt es an den Freunden, auf sie zuzugehen. Sagt dieser, er möchte nun erst einmal alleine sein, heißt das nicht, sich gleich ganz zurückzuziehen - in zwei Tagen kann er sich schon wieder anders fühlen. Vor allem nach einem Unglück wie dem Flugzeugabsturz in Südfrankreich überwiegt zuerst der Schock. „Da dringt diese volle Grausamkeit noch nicht durch.“
Im Gespräch mit dem Trauernden muss man gar nicht viel sagen. Man darf sogar eingestehen: „Ich bin sprachlos.“ Oder: „Ich weiß, ich kann dich nicht trösten.“ Denn Trösten könnte in dem Moment nur, den Menschen, den man verloren hat, zurückzubekommen. Man kann aber sagen und zeigen: „Ich halte diese schwere Zeit mit dir aus, ich bin an deiner Seite.“ Selbst zu weinen, sei auch völlig in Ordnung, sagt Kopp-Breinlinger.
Helfen kann auch, dem Trauernden Arbeit abzunehmen: Denn nach einem Todesfall stehen viele Formalitäten an, die für den Angehörigen zusätzlich belastend sind. Und als Freund achtet man besser auch auf Kleinigkeiten: „Der Trauernde spürt in dem Schockzustand nicht mehr: Habe ich Hunger? Ist mir kalt?“, erklärt Kopp-Breinlinger. Da kann schon hilfreich sein, für ihn zu kochen.
Liegt der Todesfall einige Wochen oder Monate zurück, ist es gut, sich gemeinsam an den Verstorbenen zu erinnern. Oft glauben Menschen, sie schonen den Trauernden, wenn sie den Namen des Toten gar nicht erwähnen. Das stimme aber nicht, sagt Kopp-Breinlinger. „Das Totschweigen ist eher ein zusätzlicher Verlust.“