Auf keinen Fall im Pulk: Die Freundinnen der Freundin kennenlernen
Berlin (dpa/tmn) - „Und du bist also der Neue.“ Für die Beziehung ist es in aller Regel ein Vorteil, wenn sich der neue Partner mit den besten Freundinnen gut versteht. Experten sagen aber trotzdem: Zu hoch sollten die Erwartungen beim ersten Treffen besser nicht sein.
Vor dem ersten Treffen mit den Eltern der Freundin haben die meisten Männer den nötigen Respekt. Gerne vergessen werden dabei aber oft der Freundeskreis und vor allem die besten Freundinnen. Dabei steht dort mindestens genau so viel auf dem Spiel: Nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift „Bild der Frau“ fühlen sich vier von fünf Frauen (81 Prozent) von der besten Freundin besser verstanden als vom Partner - klar, wer da im Zweifelsfall eher das Nachsehen hätte. Schaden kann es also nicht, sich vor dem ersten Treffen ein paar Gedanken zu machen.
Denn unter Umständen warten dort einige Überraschungen: „Nicht jede Frau sucht sich die eine beste Freundin“, sagt der Paartherapeut und Persönlichkeitscoach Felix Maria Arnet. „Stattdessen haben viele Frauen mehrere und sehr unterschiedliche Freundinnen.“ Die sind dann zum Beispiel deutlich älter oder jünger. Und natürlich kann die „beste Freundin“ auch ein Mann sein. In Freundeskreisen von Männern gibt es dagegen meist weniger Abwechslung, erklärt Arnet.
Eine wichtige Rolle bei der ersten Begegnung spielt unter anderem der Rahmen. Gar nichts hält der Essener Diplompsychologe Rüdiger Wacker von einem Treffen nur zu diesem Zweck: „So ein inszeniertes Kennenlernen ist eine merkwürdige Situation.“ Stattdessen empfehle er einen zwangloseren Anlass, etwa eine Party oder einen gemeinsamen Konzert- oder Kinobesuch.
Noch besser ist es nach Meinung des Experten, nicht alle Freundinnen auf einmal kennenzulernen, sondern ihnen eher häppchenweise zu begegnen. „Der Vorteil ist, dass dann da nicht Gruppensituationen mit fünf Personen auf der einen und einer Person auf der anderen Seite entstehen“, sagt Wacker. Und natürlich muss auch beim Nach-und-Nach-Kennenlernen kein eigenes Treffen inszeniert werden: Denkbar ist zum Beispiel, dass der Freund die Damen nach einer Shopping-Tour auf einen Kaffee trifft.
Für den Mann kann es dabei natürlich nicht schaden, sich vorher ein paar Gedanken über das eigene Auftreten zu machen. Gekünstelte Schauspielerei ist fehl am Platze, sagt Felix Arnet: „Ich rate meinen Klienten immer, so authentisch wie möglich zu sein.“ Ein Faktor dabei ist auch, wie weit die Beziehung fortgeschritten ist: Gerade am Anfang der neuen Liebe ist es vielleicht besser, ein wenig zurückhaltender zu sein und sich möglichst von der besten Seite zu zeigen.
Wie stressig die erste Begegnung wird, hängt natürlich vor allem davon ab, ob die Chemie stimmt. Vielleicht entwickelt sich ganz von alleine ein entspanntes Gespräch, vielleicht stockt die Unterhaltung. Dabei spielen aber auch die Erwartungen eine Rolle: „Wenn ich meine, dass ich jetzt unbedingt mit den Freunden des Partners beste Freunde werden muss, wird es natürlich anstrengend“, sagt Rüdiger Wacker. „Das kann natürlich passieren und ist dann auch schön, erzwingen lässt es sich aber nicht.“
Und das müsse auch die Partnerin wissen: „Ich darf da nicht zu viel Druck aufbauen“, warnt der Psychologe. Forderungen wie „Meine Freundinnen müssen auch deine sein“ können im Gegenteil sogar gefährlich werden. Denn natürlich sei längst nicht gesagt, dass es auf jeden Fall so kommt: „Auch da gibt es wie überall Sympathien oder Antipathien.“
Entscheidend ist dann, wie man als Paar damit umgeht. „Es müssen sich nicht immer alle liebhaben, das ist eine Illusion“, sagt Wacker. Wenn es nach dem Kennenlernen also irgendwann heißt „Sei du ruhig weiter mit der befreundet, ich muss die nur einmal im Jahr sehen“, sollte die Partnerin das akzeptieren.
Natürlich macht dabei aber der Ton die Musik - Beleidigungen über die beste Freundin muss sich niemand anhören. „Männer sehen Freundinnen oder Freunde des Partners oft als Konkurrenz“, sagt Felix Arnet. „Da passiert es dann leider schnell, dass sie sich abfällig über Freundinnen äußern.“ Herunterschlucken muss ein Mann sein Urteil deshalb nicht: „Mit seinen Sorgen und Nöten sollte man sich nie verstecken.“
Als reinen Stressfaktor sollten Männer das Treffen mit den Freundinnen aber auf keinen Fall ansehen. Schließlich bieten sich dort vielleicht ganz neue Einblicke. „Man lernt durch die Freunde Aspekte und Teile des anderen kennen, die man vorher noch nicht so kannte“, erklärt Rüdiger Wacker. Und im Idealfall findet man sogar einen ganz neuen Freundeskreis.