Bei „Jugend debattiert“ zählen starke Argumente

Berlin (dpa/tmn) - Argumentieren, abwägen und sich gut ausdrücken: Darum geht es im Wettbewerb „Jugend debattiert“. Wer sich rhetorisch mit anderen misst, kann nicht nur den Wettstreit gewinnen. Er verbessert auch sein freies Sprechen und kann sich besser präsentieren.

Neugier auf spannende Themen ist wichtig. Und die Lust an einer sachlichen Auseinandersetzung mit anderen Schülern. Auch wenn beide Dinge vielleicht nicht ausreichen, um es bei „Jugend debattiert“ bis ins Finale des Bundeswettbewerbs zu schaffen: Das Debattieren lohnt sich in jedem Fall.

Alexander Schwennicke hat es in diesem Jahr auf Anhieb bis unter die Bundessieger geschafft. Vor den Debatten ist er trotzdem immer noch sehr aufgeregt. „Wenn sie dann aber erst einmal beginnen, fällt die ganze Anspannung von mir ab“, sagt der 17-jährige Schüler aus Berlin. „Das Spannende am Debattieren ist für mich die Auseinandersetzung mit ganz vielseitigen Themen, die man aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, ohne die eigene Meinung in den Vordergrund zu stellen.“

An den Schulen, die an „Jugend debattiert“ teilnehmen, gibt es zunächst eine Unterrichtseinheit, meist im Fach Deutsch. Dabei erhalten die Schüler eine Einführung in das Debattieren und werden auf den Schulwettbewerb vorbereitet. Der ist für die beiden besten Teilnehmer aber nur die erste Stufe: Wer es über den Schul- und Regionalwettbewerb hinaus schafft, tritt beim Landeswettbewerb und danach vielleicht sogar beim jährlich stattfindenden Bundeswettbewerb in Berlin an. „Kosten kommen dabei auf die Teilnehmer in der Regel nicht zu“, sagt Ansgar Kemmann, Projektleiter von „Jugend debattiert“, aus Frankfurt am Main.

Die Themen decken ein breites Spektrum ab. Immer handelt es sich aber um Entscheidungsfragen, bei denen sich gut Pro und Kontra abwägen lassen. „An den Schulen handelt es sich oft um schulspezifische Themen“, erklärt Kemmann. Also: Sollen Poster in der Klasse aufgehängt werden? „Bei den Wettbewerben haben die Themen dann aber landes- und bundespolitische Inhalte.“ Beispielsweise, ob es einen muslimischen Feiertag in Deutschland geben soll.

Bei jedem Wettbewerb werden solche Themen in zwei Vorrunden und einem Finale vor einer Jury in 24 Minuten debattiert. Dabei ist ein Streitgespräch, an dem jeweils vier Personen beteiligt sind, folgendermaßen aufgebaut: „Zu Beginn hält jeder Teilnehmer eine zweiminütige Eröffnungsrede, dann folgen zwölf Minuten freie Aussprache und zum Schluss hält jeder noch eine einminütige Schlussrede“, sagt Kemmann. „Wer die Pro- und wer die Kontraposition vertritt, wird vorweg ausgelost.“

Die konkreten Themen für die Debatten erfahren die Teilnehmer zehn Tage vor dem Wettbewerb und können sich dementsprechend vorbereiten. „Zunächst versuche ich zu klären, worum es bei dem jeweiligen Thema geht, wie die Streitfrage mich direkt betrifft und wie aktuell sie ist“, sagt Alexander.

Wer einen Schulwettbewerb für sich entscheiden kann, bekommt in den meisten Fällen kleine Sachpreise. Auf der nächsten Wettbewerbsebene gewinnen die Sieger mehrtägige Seminare. Dort gibt es eine weitere Möglichkeit zu trainieren und die Debattierfähigkeit zu vertiefen. „Außerdem wird am Ausdrucksvermögen und an der Gesprächsfähigkeit gearbeitet“, sagt die Kommunikationstrainerin Karin Gante aus Much bei Köln.

„Die Teilnehmer, die trainieren, Spaß am Debattieren und Talent haben, können im Wettbewerb weit kommen“, sagt Gante. „Doch auch alle anderen können vom Debattieren profitieren für mündliche Prüfungen, freies Sprechen und die Selbstpräsentation zum Beispiel bei Vorstellungsgesprächen.“