Eltern sind sprachliches Vorbild
Sie können bei den Kleinen die Freude am Sprechen schon früh fördern. Die Eltern-Kind-Beziehung ist entscheidend für eine gelungene Sprachentwicklung. Sprachlust und Sprechfreude können Eltern fördern.
Düsseldorf. "Hast du auch die Tür abgeschließt?", fragt der dreijährige Jonas jedes Mal beim Verlassen der Wohnung. "Der Schlüssel ist schon in der Tasche", antwortet die Mutter. Ein typischer Dialog, wie er sich öfters in deutschen Familien abspielt. Doch wie entwickelt sich überhaupt die Sprache bei Kindern?
"Sie imitieren das Sprachverhalten ihrer Eltern", sagt Monika Rausch, Präsidentin des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie (DBL). Die ersten 50 Wörter lernen Kinder zwischen einem Jahr und 18 Monaten. Ob "Dudddiduddidu" oder "ham-ham" - intuitiv wissen Eltern, wie sie mit Säuglingen richtig sprechen: Sie heben die Stimme, sprechen einfache Sätze und betonen genauer und deutlicher.
Viele Begriffe der Kleinen haben zunächst mehrere Bedeutungen. Grundsätzlich gilt, dass Eltern die Sprachentwicklung ihres Kindes nicht weiter vorantreiben können, als die biologischen Gegebenheiten es vorgeben. Aber Mama und Papa können gute Bedingungen für die Entwicklung ihres Kindes schaffen.
Die Eltern-Kind-Beziehung ist daher entscheidend für eine gelungene Sprachentwicklung. Sprachlust und Sprechfreude können Eltern fördern. Mütter und Väter wiederholen im Gespräch häufig die Aussagen ihres Kindes. "Schmeckt lecker", sagt das Kind. "Ja, der Apfel schmeckt lecker", kommentiert der Erwachsene.
Das fördert den Spracherwerb, denn die ganze Aufmerksamkeit ist auf das Essen des Apfels gerichtet. "Es gibt aber auch Eltern, die zu sehr auf die Form achten und nicht darauf, was das Kind mitteilen will", sagt Rausch. Ständiges Korrigieren vermittelt dem Kind das Gefühl, nicht verstanden zu werden.
Besser seien dagegen gemeinsame Aktivitäten und Gespräche. Echtes Interesse zeigen an dem, was das Kind will - dadurch werde das Kind motiviert. Sprache könne am besten in fröhlicher Atmosphäre und in Verbindung mit kindgerechtem Spiel gelernt werden. Das heißt nicht, ständig auf das Kind einzureden: "Eltern müssen ihrem Kind auch zuhören können", sagt Rausch.
Die Sprachentwicklung kann bei einem Kind früher oder schneller, bei einem anderen später und mühsamer verlaufen. "Bis zur Einschulung sollte das Kind alle Grundlagen der Grammatik und der Lautbildung sowie die Struktur des Wortschatzes beherrschen", sagt DBL-Präsidentin Rausch.
Schwierige soziale und ökonomische Belastungen einer Familie können die Sprachentwicklung allerdings erschweren. So fällt es beispielsweise Kindern schwerer, Deutsch als zweite Sprache zusätzlich zu ihrer Muttersprache zu lernen, wenn die Sprachen von einer Bezugsperson gemischt werden.
Häufig reicht es, die "sprachschwachen" Kinder durch spezielle Programme zu fördern. Kinder mit Sprachstörungen brauchen dagegen eine logopädische Therapie. Häufigste Störungen im Kindesalter sind Lautbildungsfehler. Dabei verwechseln die Kleinen beispielsweise t und k. Die Behandlung verläuft spielerisch und ist an die Symptome, an das Alter des Kindes und seinen Entwicklungsstand angepasst.
Hören: Eltern sollten sich Zeit nehmen, um ihr Kind mit der Welt des Hörens vertraut zu machen. Sie werden sehr bald merken, dass auch sie dabei Geräusche und Töne entdecken, die im Alltag bisher überhört wurden.
Kommunikation fördern: Dafür muss das Kind die Geheimnisse und Regeln der Kommunikation entdecken und sie als notwendig und sinnvoll erfahren. Eltern müssen darauf achten, dass die Umwelt des Kindes sich so verhält, dass dieser Lernprozess optimal vorbereitet wird. Als notwendig wird das Kind Kommunikation nur erfahren, wenn es merkt, dass es damit etwas erreichen kann, dass ansonsten unerreichbar wäre.
Gutes Vorbild sein: Durch die Kommunikation mit den Eltern und deren sprachlichem Vorbild wird das Kind sich die Welt des Sprechens erschließen, Aussprache, Wortschatz und Satzbau entwickeln. Die sprachliche Entwicklung können die Bezugspersonen fördern, indem sie unter anderem während des Sprechens Blickkontakt halten, langsam und deutlich sprechen, Fehler des Kindes beiläufig durch richtiges Vorbild richtigstellen, Wortschatz und Satzbau verwenden, der dem Entwicklungsstand leicht vorauseilt.
Gute-Nacht-Geschichte: Diese muss in ganzen Sätzen vorgelesen oder erzählt werden. Nach einiger Zeit hat das Kind die Geschichte fast wortwörtlich auswendig gelernt. Die auswendig gelernten Sätze kann das Kind unbewusst analysieren, ähnliche Sätze bilden und sich so neue grammatische Strukturen erschließen.